Die alle vier Jahre stattfindenden Viega-Fachsymposien geben fast schon traditionell einen umfassenden Überblick, welche Zukunftstrends in der Technischen Gebäudeausrüstung zu erwarten sind. Entsprechend groß ist das Interesse der Fachwelt: Zu der aktuellen Symposiumsreihe „Trinkwassergüte und Energieeffizienz – vernetzt durch digitale Prozesse“ konnte Viega an 16 Veranstaltungsorten in Deutschland und Österreich mehr als 4.000 Fachplaner und planende Fachhandwerker begrüßen. Dirk Gellisch, Mitglied der Viega-Geschäftsführung, sieht sich durch die hohe Besucherzahl genauso wie durch das lebhafte Feedback der Teilnehmer in der Themenwahl bestätigt: „Ziel unserer Symposien ist es, die Experten der TGA auf die wesentlichen Entwicklungen der kommenden Jahre vorzubereiten. Die Digitalisierung der Haustechnik mit Fokus auf dem Erhalt der Trinkwassergüte sowie die gleichzeitige Verbesserung der Energieeffizienz gehören eindeutig zu diesen Zukunftsthemen.“
In der jetzt zu Ende gegangenen Fachsymposiumsreihe skizzierte Viega dafür aber nicht nur den theoretischen Hintergrund, sondern schlug anhand des konsequent integral mit der Methodik Building Information Modeling (BIM) geplanten Projektes „Viega World“ zugleich die Brücke in die Praxis. Der Erhalt der Trinkwassergüte bei reduziertem Primärenergieeinsatz oder die Nutzung digitaler Prozesse zur ganzheitlichen Überwachung von Trinkwasseranlagen durch das Trinkwasser-Management-System „AquaVip Solutions“ waren zentrale Themen der Fachsymposien.
Wie tagesaktuell und wichtig die Verknüpfung von Trinkwasserhygiene, Energieeffizienz und Digitalisierung in der Praxis tatsächlich schon ist, zeigen die Reaktionen von Fachleuten, die die Viega-Symposien in Deutschland und Österreich besuchten:
TGA-Planer erste Adresse für BIM
Auch wenn BIM noch viele Hürden nehmen müsse, werde diese Planungsmethodik in absehbarer Zeit der Standard bei Großprojekten sein. Diese Einschätzung hat beispielsweise Dipl. Ing. (FH) Uwe Hampel schon heute. Als TGA-Fachplaner der Ebert Engineering GmbH, Niederlassung Leipzig, ist er in viele BIM-Projekte eingebunden: „Unsere Kunden kommen vielfach aus der Industrie. Hier ist die Anforderung, nach BIM zu planen, bereits üblich. Die Bauherren sind natürlich im Detail nicht mit der Materie vertraut. Daher müssen wir in unseren Angeboten und Verträgen sehr genau die Leistungen nach BIM beschreiben. Das Symposium bot dafür willkommene und wertvolle Hilfestellungen“, resümiert Hampel.
Zu der Projektvorstellung „Viega World“ meinte der BIM-erfahrene Planer: „In dieser Konsequenz haben wir noch keine BIM-Projekte begleiten können. Daher waren die Schnittstellenkonzepte und andere Lösungen aus der Planungspraxis mit BIM für uns gute Lehrbeispiele.“
Energiewende auch beim Trinkwasser
Aus Sicht eines TGA-Fachplaners mit besonderer Expertise zur Umsetzung des Passivhauskonzeptes auf Nichtwohngebäude bestätigte M. Eng. Michael Krendel wiederum die dringende Notwendigkeit, die Aufgabenstellungen „Steigerung der Energieeffizienz“ und „Erhalt der Trinkwassergüte“ künftig planerisch stärker miteinander zu verbinden – ein weiteres Schwerpunktthema der aktuellen Symposiumsreihe. Krendel ist für das Architektur- und TGA-Planungsbüro Carsten Grobe Passivhaus in Hannover tätig: „Mit unserer eigenen Immobilie als Testobjekt entwickeln wir Lösungen wie beispielsweise unser PVT-System, das als Wärmequelle für eine Wärmepumpe dient. Gegenüber einem konventionellen Gebäude ist der Anteil der Energie zur Warmwasserbereitung im Passivhaus höher als die zum Heizen oder Kühlen benötigte Energie. Hier kann vielleicht der Ansatz der Ultrafiltration dazu beitragen, Warmwassertemperaturen zu senken und so das Wärmepumpensystem noch effizienter machen.“
Schon bei dem nächsten Projekt will Michael Krendel im Übrigen einen Hinweis aus dem Symposium in die Praxis umsetzen: den Trinkwasser-Hausanschlussraum konsequent von Wärmelasten freihalten, um der Erwärmung von Trinkwasser kalt vorzubeugen.
Gebäudetechnik ist Strukturgeber
Dass mit den derzeitigen Techniken und Prozessen unter anderem die Grenzen der Energieeinsparungen in Gebäuden so gut wie ausgereizt sind, bestätigt auch Projektleiter Jörg Schneider vom Energiebüro vom Stein, Köln: „Die Ausführungen auf dem Symposium zur Notwendigkeit der aktiven Kühlung von Trinkwasser kalt in ausgedehnten Installationen müssen für alle Beteiligten der Bauplanung als klares Signal zum Umdenken verstanden werden. Bevor zusätzliche Energie für die Trinkwasserkühlung aufgewandt wird, sollten zunächst alle passiven Möglichkeiten genutzt werden, beispielsweise die getrennte Verlegung von warm- und kaltgehenden Leitungen. Damit das aber realisiert werden kann, muss die TGA-Planung der Strukturgeber sein, nicht die Gebäudehülle.“ Schneider sieht deswegen auch die Planungsmethodik nach BIM als einen Katalysator in der notwendigen Neuordnung der Prozesse, um ressourcenschonender zu bauen: „BIM diszipliniert alle Gewerke, die an der Funktion des Gebäudes ausgerichtete Planung auch konsequent umzusetzen. Das wurde an dem Projekt ‚Viega World‘ sehr anschaulich nachgewiesen.“