Am 27. Oktober fand an der Hochschule Karlsruhe ein Symposium zum Verbundprojekt „WaKap“ („Modulares Konzept zur nachhaltigen Wasserentsalzung mittels Kapazitiver Deionisierung am Beispiel Vietnam“) statt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 918.000 Euro gefördert wird. WaKap startete im September 2016 und wird durch Prof. Dr. Jan Hoinkis von der Hochschule Karlsruhe koordiniert. Während des Workshops wurden zusammen mit den Projektpartnern vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem DVGW-Technologiezentrum Wasser (TZW) die bisherigen Projektergebnisse sowie die Aktivitäten anderer Forschungsgruppen vorgestellt und diskutiert.
Weitere Kooperationspartner sind die Unternehmen Karl Spiegl, Winkelnkemper sowie das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI). Das Forschungsprojekt ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Zukunftsfähige Technologien und Konzepte zur Erhöhung der Wasserverfügbarkeit durch Wasserwiederverwendung und Entsalzung (WavE)“.
Die Wasserversorgung ist in Ländern Südostasiens, besonders in Vietnam in zweifacher Weise bedroht: Zum einen versalzt in vielen küstennahen Regionen zunehmend das Grundwasser, da der Meeresspiegel aufgrund des Klimawandels immer weiter ansteigt und so immer mehr Salzwasser in das Grundwasser eindringt. Zum anderen enthält dort das Sedimentgestein im Boden natürliche arsenhaltige Mineralien, insbesondere Arsensulfide und Arsenkies (FeAsS). Durch Auswaschungsprozesse gelangen auch lösliche Arsenverbindungen ins Grundwasser. Diese Substanzen sind hochgiftig und verseuchen neben dem Grundwasser auch die Trinkwasserbrunnen. Bei der Bevölkerung führt dies zu chronischen Krankheiten wie beispielsweise Blasen‑, Nieren‑, Lungen- und Hautkrebs, Störungen des Herz-Kreislauf-Systems oder Veränderungen der Haut.
Start für neues Entsalzungsverfahren
Im WaKap-Projekt soll ein energieeffizienter, modularer Kombinationsprozess zur Entsalzung von Meer‑, Brack- und Grundwasser durch Kapazitive Entionisierung (Capacitive Deionisation, CDI) und Umkehrosmose (UO) entwickelt werden. Dabei handelt es sich um ein völlig neues Entsalzungsverfahren, bei dem die Energieversorgung über regenerative Energien (Sonne, Wind) erfolgt, um einen autonomen Betrieb der Anlagen (ohne Netzanbindung) zu ermöglichen.
Pilotanlage in Betrieb genommen
Bei Grundwasser, das – wie in Vietnam – zusätzlich Arsenverbindungen enthält, ist zunächst eine In-situ-Behandlung vorgesehen mit dem Ziel, diese zunächst weitestgehend zu entfernen. Hierzu wird das Grundwasser vor Ort mit Sauerstoff angereichert, wodurch die Arsenverbindungen zu wasserunlöslichen Arsenaten oxidieren, sich an eine Eisenhydroxidoxidmatrix anlagern und auf diese Weise aus dem Wasser entfernt werden. Eine erste Pilotanlage zur Behandlung von arsenhaltigem Grundwasser konnte über das WaKap-Projekt bereits in Phu Tan im Mekong-Delta in Vietnam in Betrieb genommen werden und zeigt vielversprechende Ergebnisse, die von Tan Vũ Luong von der Vietnamesisch-Deutschen Universität in Ho Chi Minh Stadt vorgestellt wurden. Auch in weiteren Vorträgen wurde die Problematik arsenhaltigen Grundwassers thematisiert, das nicht nur in Vietnam, sondern auch in vielen weiteren asiatischen Regionen wie Ostindien und Bangladesch eine große Rolle spielt.
Innerhalb des Verbundprojekts WaKap entwickelt das Fraunhofer ISI begleitend eine wissenschaftliche Bewertungsmethodik. Erste Ergebnisse konnten bereits während des Workshops vorgestellt werden. Hierbei wurde festgestellt, dass generell die regenerativen Energien basierend auf Sonne und Wind in Vietnam künftig ein großes Potenzial besitzen, aber bisher noch keinen bedeutenden Anteil in der gesamten Energieversorgung des Landes haben.
Insgesamt verdeutlichte der Workshop, dass durch die gemeinsame Arbeit in WaKap weitere Fortschritte für die Behandlung von Grund- und Oberflächenwasser zu erwarten sind, um der Bevölkerung in den an Wasserproblemen leidenden Regionen effiziente und kostengünstige Verfahren zur Erzeugung sauberen Trinkwassers anzubieten.