Eine Onlineumfrage unter deutschen Teilnehmern der IFAT Munich beleuchtet die Auswirkungen der Pandemie sowie des Krieges in der Ukraine auf die Umwelttechnologiebranche und betrachtet die Chancen des European Green Deal und der Kreislaufwirtschaft. Vom 30. Mai bis 3. Juni öffnet die weltweit größte Messe für Umwelttechnologien ihre Tore.
„Technologien, die den Umwelt- und Klimaschutz vorantreiben, sind gefragter denn je. Gleichzeitig sind die Folgen der Pandemie sowie des Krieges in der Ukraine auch für die Umweltbranche eine große Herausforderung. Auf der IFAT Munich wird sich die Branche intensiv zu diesen Themen austauschen“, sagt Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München. An der Onlineumfrage nahmen 943 Teilnehmer der IFAT Munich teil, und zwar Besucher wie Ausstellerrepräsentanten aus den Bereichen Industrie sowie Wasser- und Abfallwirtschaft. Durchgeführt hat die Umfrage im April das unabhängige Marktforschungsinstitut IfaD.
Industrie baut Lieferantenbasis und Lagerbestände aus
Die Umweltindustrie kämpft aufgrund der Pandemie vor allem mit Störungen in den Lieferketten (laut 82 Prozent der Befragten), Einschränkungen im operativen Betrieb (69 Prozent) und Schwierigkeiten im Vertrieb (58 Prozent). In der Folge führen Lieferschwierigkeiten gegenüber Kunden (69 Prozent) und Produktionsausfälle (35 Prozent) bei 39 Prozent der Befragten zu Gewinneinbußen. Zur Stabilisierung plant die Industrie vornehmlich den Ausbau der Lieferantenbasis und von Lagerbeständen (jeweils 44 Prozent).
Die lokal ausgerichtete Wasser- und Abfallwirtschaft ist weniger stark von der Pandemie betroffen und muss vor allem mit Einschränkungen im operativen Betrieb (72 Prozent) und dann erst mit Störungen in den Lieferketten umgehen (64 Prozent). Die Top-Maßnahme gegen Letztere ist hier mit Abstand der Ausbau von Lagerbeständen (34 Prozent).
Die lokal ausgerichtete Wasser- und Abfallwirtschaft ist weniger stark von der Pandemie betroffen und muss vor allem mit Einschränkungen im operativen Betrieb (72 Prozent) und dann erst mit Störungen in den Lieferketten umgehen (64 Prozent). Die Top-Maßnahme gegen Letztere ist hier mit Abstand der Ausbau von Lagerbeständen (34 Prozent).
Umweltindustrie denkt weiterhin global
Die (Umwelt-) Industrie wird künftig noch internationaler: 43 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen die internationalen Aktivitäten ausbauen will und 40 Prozent, dass diese auf gleichem Niveau fortgeführt werden.
Krieg in der Ukraine löst Verunsicherung aus
50 Prozent der Befragten aus der Industrie rechnen mit starken Auswirkungen auf ihr Geschäft, in der Wasser- und Abfallwirtschaft sind es „nur“ 34 Prozent. Nahezu 90 Prozent aller Befragten sehen die Gefahr, dass Umwelt- und Klimaschutz aufgrund des Krieges in der Ukraine politisch und öffentlich weniger priorisiert wird.
„European Green Deal“ als Chance bewertet
Die Industrie sieht den European Green Deal als Chance, 48 Prozent der Befragten sehen positive bis sehr positive Auswirkungen auf ihr Geschäft. Die Wasser- und Abfallwirtschaft zeigte sich zurückhaltender, doch auch hier rechnen 32 Prozent mit eher positiven Auswirkungen. Jeweils ein Drittel der Befragten wagte hier keine Prognose.
Branche zahlt auf Ziele der EU Sustainable Finance Taxonomie ein
Mit der Sustainable Finance Taxonomie will die Europäische Union Wirtschaftsaktivitäten nach ihrer Nachhaltigkeit klassifizieren. Ein Großteil der Befragten hat sich mit diesem Thema noch nicht befasst. Wenn doch, sieht auch hier vor allem die Industrie eine Chance (31 Prozent), in der Wasser- und Abfallwirtschaft sind es 18 Prozent. Dabei zahlen beide Bereiche stark auf die Ziele der Taxonomie ein, vor allem auf die Vermeidung von Verschmutzung (Industrie 57 Prozent, Wasser- und Abfallwirtschaft 59 Prozent), auf Klimaschutz (jeweils 53 Prozent), auf den Wandel zur Kreislaufwirtschaft (47/44 Prozent) und auf die nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen (46/50 Prozent).
Bundesregierung muss sich bei Kreislaufwirtschaft noch beweisen
Vorsichtig positiv: Zu den Plänen für eine „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie“ der Bundesregierung kann oder will sich die Hälfte der Befragten noch nicht äußern. Beim Rest der Befragten herrscht aber größtenteils eine optimistische Einschätzung vor, ein Viertel betrachtet die Pläne als „umfangreich und ambitioniert“.
Das muss für eine „Circular Economy“ passieren
Das sind laut der Befragten die Top-Maßnahmen für eine Circular Economy: Längere Lebensdauer von Produkten (78/79 Prozent), besseres Recycling (77/64 Prozent), reduzierter Materialverbrauch (58/59), den einmaligen Gebrauch beschränken (56/60 Prozent). Platz 4: intelligentes Produktdesign (39/32 Prozent). Platz 5: Neue Geschäftsmodelle (26/23 Prozent). 37 Prozent der Industrie bieten dabei selbst bereits zirkulare Produkte an sowie ein Viertel der Abwasser- und Abfallwirtschaft.