Die Investition am Standort Warendorf, dem sogenannten „Technology Center Plastics“, wurde notwendig, als ein altes geschlossenes System von Miele mit Hybrid-Verdunstungskühler nach 25 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand geschickt wurde. Die neue Lösung ermöglicht die Bereitstellung von Wasser mit einer Temperatur von 30 °C auch bei hohen Außentemperaturen von bis zu 35 °C.
In dem bis dahin genutzten System des Konzerns kam das Wasser in direkten Kontakt mit der Umgebungsluft und führte zu einem starken Schmutzeintrag in das aufbereitete Zusatzwasser. Denn das Kühlprinzip beruht auf dem Verdunstungseffekt. Dabei geht kontinuierlich Wasser verloren. Zudem muss das Umlaufwasser aufwändig gefiltert und mit Wasserzusätzen geimpft werden. Eine umfangreiche Überwachung aufgrund einer erhöhten Gefahr von Verunreinigung, zum Beispiel mit Legionellen und anderen Bakterien, sorgt hier für einen immer höheren Stellenwert und Wartungsaufwand.
Die Alternative zu offenen Kühlsystemen sind geschlossene Freikühler, die Wärme über einen Luft-Wasser-Wärmetauscher an die Umgebung abgeben. Sie kommen rund 5 Kelvin an die Außentemperatur heran. Wenn also eine Wasservorlauftemperatur von 30 °C erforderlich ist, funktioniert diese herkömmliche Technik somit bis zu einer Außentemperatur von 25 °C problemlos. Ist es draußen wärmer, muss eine Zusatzkühlung über Besprühung, Stadtwasserzugabe oder eine zusätzliche Kältemaschine hinzugeschaltet werden, um die 30 °C Wasservorlauf zu halten.
Das Besondere an der neuen Reisner-Lösung ist die Kombination mit dem PAD-System, das über befeuchtete Waben auch das Kühlen bei hohen Außentemperaturen ermöglicht. Somit spart Miele nicht nur Aufwand und Kosten, sondern wird auch dem eigenen Anspruch an qualitativ hochwertige Lösungen gerecht. Diesen umschreibt Alexander Wibe, Leiter Betriebstechnik, folgendermaßen: „Wir haben uns nach einer energiesparenden Lösung umgesehen, die auch technisch keine Wünsche offen lässt. Die Kühlung sollte qualitativ hochwertig sein und auf namhafte Komponenten setzen. Wartungsarm, zuverlässig und effizient gepaart mit einem 24h-Service im Havariefall – das war das geforderte Gesamtpaket.“
Aus Warendorf beliefert das Unternehmen sämtliche Gerätewerke der Miele-Gruppe. Zum Programm zählen komplexe Baugruppen wie Waschmaschinentüren oder Trocknersiebe, Mehrkomponententeile und Teile mit Hochglanzoberflächen wie beispielsweise Staubsaugergehäuse. 60 Prozent der in deutschen Miele-Gerätewerken verbauten Kunststoffteile kommen laut eigener Aussage aus Warendorf. Darüber hinaus betreut das 1975 gegründete Werk mit seinen rund 300 Beschäftigten die Kunststoffproduktion der Miele-Standorte in Uničov (Tschechien), Dongguan (China) und Ksawerów (Polen).
Die Entscheidung zugunsten von Reisner fiel letztlich leicht: „Von den Kosten über die Technik bis zum umfassenden Service bot Reisner das beste Paket“, sagt Wibe. In der unkomplizierten und kundenorientierten Planungsphase erläuterte das Reisner-Projektteam, welche individuelle Lösung es einsetzen möchte.
Enge Partnerschaft mit individueller Lösung
Das Besondere daran ist das geschlossene System, bei dem ein V‑förmiger, selbstentleerender Freikühler verbaut ist. Die Wabenstruktur des PAD-Systems wird erst dann mit Stadtwasser befeuchtet, wenn hohe Außentemperaturen ab etwa 25 °C dies erfordern. Durchströmt die Luft diese Struktur, kühlt sie ab – wie bei einer adiabaten Kühlung üblich. Dann wird die Prozesswärme mittels eines CU/Al Wärmeübertragers (nicht durch Verdunstung) an die abgekühlte Luft abgeführt.
„Entscheidend ist dabei, dass das Besprühungswasser nicht in Berührung mit dem Wärmetauscher kommt. Die Wärme wird nahezu vollständig über die Luft abgeführt und das System ist somit eine zuverlässige und kostengünstige Kühllösung.“
— Günter Sareyko, Leiter Vertrieb der Reisner Cooling Solutions GmbH
Insgesamt bietet die neue Anlage eine Rückkühlleistung von bis zu 500 kW und sorgt bei bis zu 35 °C Außentemperatur zuverlässig für die gewünschte Prozesstemperatur. Auch in Sachen Wartung hat Reisner mitgedacht. Eine leichte Austauschbarkeit der PADs, die je nach Einsatz bereits drei bis fünf Jahre Standzeit ermöglichen, war ebenso wichtig wie ein minimierter Wasserverbrauch und der Einsatz langlebiger Materialien.
„Miele spart nicht nur durch die besondere Konstruktion, auch die Komponenten selbst sind energiesparend ausgelegt“, so das Motto von Reisner. Das ausfallsichere Doppelpumpensystem mit einem Volumenstrom von bis zu 87 m³/h ist ebenso drehzahlgeregelt wie die 14 Ventilatoren mit EC-Motoren. Auch die Befeuchtung selbst ist mehrstufig. Der verbaute Rücklauffilter arbeitet komplett drucklos und lässt sich im laufenden Betrieb wechseln. Somit reduziert Reisner die benötigte Energie in jedem Prozessschritt auf ein Minimum.
Nachdem die Anlage seit Oktober 2020 läuft, zeigt sich Wibe mehr als zufrieden: „Die schnelle Lieferung und Inbetriebnahme im laufenden Betrieb ohne die Installation von Leihkälte waren optimal. Reisner arbeitete immer sauber und gewissenhaft, damit wurden unsere Erwartungen absolut erfüllt.“ Dazu zählen beispielsweise auch der Schaltschrankbau nach Miele-Vorgaben oder die unkomplizierte Kommunikation während des gesamten Projekts.
Noch kann Wibe die Kosten- und Zeitersparnis nicht exakt beziffern, ist aber nach den ersten Erfahrungen sehr positiv gestimmt. „Die frühen Erkenntnisse zeigen, dass der Energieverbrauch deutlich gesunken ist. Die Anlage läuft sehr stabil und es ist uns gelungen, vollständig auf den Einsatz von Chemie zu verzichten.“
Zusätzliche Optimierung mit Vollstromfiltration
Den hohen Anspruch des Konzerns belegt auch die Entscheidung für eine zusätzliche Filterlösung und eine chemiefreie Wasserbehandlung. Bereits nach kurzer Einsatzzeit zeigte sich durch die Wasserbehandlung mit der Vollstromfiltration im Rücklauf eine stetig steigende Wasserqualität. Die Anlage löst Kalk- und Korrosionsverbindungen mittels niederfrequenter elektromagnetischer Wechselfelder. Anschließend lassen sich diese entsprechend aus dem Wasser filtern. „Miele steht eben für Qualität. Daher sind wir sehr zufrieden, dass wir mit unserer Kühlkompetenz ein Stück weit zu diesem Image beitragen können“, resümiert Günter Sareyko.