Vielleicht das aktuellste und zurzeit meistdiskutierte Thema im Kanalbetrieb: Feuchttücher sind eine Plage. Drei Referenten umrissen die Probleme, die die nassen Lappen in Kanälen, Pumpwerken und Kläranlagen verursachen, und stellten Lösungsansätze vor. Raja-Louisa Mitchell, M.Sc. von der TU Berlin führte eine Reihe von Studien an und machte als eigentliche Verursacher der Probleme in erster Linie die fälschlicherweise über die Toilette entsorgten Babytücher und in zweiter Linie die fälschlicherweise als „spülbar“ deklarierte Vliestücher aus. Mitchells Fazit: Das mit dem feuchten Toilettenpapier kann nur funktionieren, wenn auf die Kennzeichnung „spülbar“ Verlass ist. Und wenn die Verbraucher keine anderen Tücher über die Toilette entsorgen.
Bedarfsorientierte Kanalreinigung
Eine der Grundfragen, wenn es um Kanalreinigung geht, lautet: Bedarfsorientiert oder nach Plan? Für Dipl.-Ing. Roman Türk von der Stadt Würselen ist der Fall klar: Nach der Umstellung der Reinigungsstrategie auf bedarfsorientierte Kanalreinigung hat sich der Reinigungsaufwand in Würselen um 75 bis 80 Prozent verringert. Eine Auswertung von etwa zehn Kanalkilometern durch das IKT bestätigt den Eindruck: Zwei Jahre nach der letzten Reinigung wiesen fast 90 Prozent der Haltungen keinen Reinigungsbedarf auf.
Auch beim Märkischen Stadtbetrieb Iserlohn/Hemer hat man Erfahrungswerte mit der bedarfsorientierten Kanalreinigung gesammelt, die Frank Weiland, Teamleiter Kanal- und Gewässerunterhaltung, mit den KRC-Teilnehmerinnen und Teilnehmern teilte. Die neue Reinigungsstrategie wurde 2008 in Zusammenarbeit mit dem IKT und der Ruhr-Universität Bochum eingeführt und funktioniert grob gesagt so: Wenn bei den regelmäßigen Kontrollen Ablagerungshöhen von mehr als 15 Prozent des Rohrquerschnitts festgestellt werden, wird zunächst ein Starkregen abgewartet. Wenn danach noch Ablagerungen vorhanden sind, wird gereinigt. Reinigungsbedarf heute pro Jahr: circa zehn Kilometer bei 185 Kilometer Netzlänge. Der Reinigungsaufwand hat sich laut Weiland um 80 Prozent reduziert – und das ohne einen Anstieg der Störfallzahlen und ohne Personaleinsparung.
Betriebsführungssysteme gewinnbringend einsetzen
Bei der Strukturierung und Optimierung der Arbeitsprozesse in der Kanalreinigung kann der Einsatz von Betriebsführungssystemen sinnvoll sein. So ein System könne zum einen helfen, die Aufgabenstruktur klarer zu gestalten, vermittelte Norbert Kramer vom Erftverband in seinem Vortrag beim KRC. Zudem könne der Aufwand für Dokumentation und Verwaltung minimiert werden. Und mehr Transparenz der Daten sei ein weiterer Effekt. Insgesamt bringe die Einführung eines Betriebsführungssystems eine deutliche Arbeitserleichterung, so Kramer.
Beitrag zur Starkregenvorsorge
Die Kanalreinigung leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Starkregenvorsorge. Denn je mehr Wasser über die Kanalisation abfließen kann, desto weniger Schäden kann es an der Oberfläche anrichten. Die Starkregenvorsorge ist seit einiger Zeit eines der Schwerpunktthemen im KomNetABWASSER, dem Netzwerk der Abwasserbetriebe. Das aktuelle Forschungsprojekt „Umgang mit Starkregen im Kanalbetrieb“ geht der Frage nach: Was kann der Kanalbetrieb leisten? Unter anderem soll ein 48-h-Soforthilfe-Check entwickelt werden, der greift, wenn ein Starkregenereignis vorhergesagt wird. IKT-Projektleiter Mirko Salomon, M.Sc. stellte beim KRC das Projekt vor, an dem zwölf Kommunen sowie das NRW-Umweltministerium, das Landesumweltamt NRW und die Bezirksregierung Detmold teilnehmen.