200 Forscherinnen und Forscher aus etwa 45 Ländern haben zum Abschluss einer internationalen Fachkonferenz zu Wassersicherheit und Klimawandel an der TH Köln die „Cologne Declaration on Water Security and Climate Change“ verabschiedet. Darin bekräftigen sie unter anderem, dass eine konzertierte Zusammenarbeit von Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft auf allen Ebenen nötig ist, um weltweit die Wasserversorgung sicherzustellen und den Umgang mit den Risiken des Klimawandels zu bewältigen.
„Der Klimawandel beeinflusst massiv das Management der knappen Ressource Trinkwasser. Auf der anderen Seite ist ein gut gestaltetes Wassermanagement ein Schlüsselfaktor, damit sich Gesellschaften an den Klimawandel anpassen können. Aufgrund dieses komplexen Systems mit seinen vielen natürlichen und menschengemachten Einflussfaktoren benötigen wir eine umfassende, interdisziplinäre Herangehensweise“, erläutert Prof. Dr. Lars Ribbe, Leiter des Instituts für Technologie- und Ressourcenmanagement in den Tropen und Subtropen (ITT) der TH Köln.
Das Institut und sein angeschlossenes Center for Natural Resources Development (CNRD) hat die Konferenz gemeinsam mit dem Food Security Center der Universität Hohenheim und dem Center for Sustainable Water Management in Developing Countries der Technischen Universität Braunschweig organisiert. Alle drei Einrichtungen werden als akademische Exzellenzzentren für die Kooperation mit Entwicklungsländern vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt.
Wie vielfältig und ineinander verwoben diese beiden großen Themen unserer Zeit sind, zeigt sich auch in den Einzelaspekten, zu denen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Kernbotschaften formuliert haben, etwa zu grenzübergreifendem Wassermanagement, zu Urbanisierung oder Migration.
„Die Verfügbarkeit von Wasser und Migrationsbewegungen bedingen sich in vielen Fällen gegenseitig“, sagt Prof. Dr. Andreas Haarstrick von der TU Braunschweig. „So beobachten wir in Ländern Afrikas und Asiens, dass extreme Wetterereignisse wie Dürren Migrationsbewegungen innerhalb eines Landes auslösen, und zwar von ländlichen in urbane Regionen. Die dortige Infrastruktur kann mit der schnell wachsenden Bevölkerung nicht Schritt halten, etwa bei der Versorgung mit sauberem Wasser und der Entsorgung und Behandlung von Abwasser. Eine weitere Folge dieser Migrationsbewegung ist die übermäßige und unkontrollierte Ausbeutung umliegender Wasserressourcen. Dieses wiederum führt zu schlechter Wasserqualität durch sinkende Grundwasserspiegel. Techniken, um diesen Problemen vor Ort zu begegnen, sind bereits vorhanden. Die Umsetzung scheitert jedoch häufig an Korruption und Missmanagement in den betroffenen Ländern oder auch, weil nachhaltige Wasserprojekte keine Priorität der lokalen Regierung sind.“
Deshalb fordern die Forscherinnen und Forscher von der Weltgemeinschaft, deutlich mehr Anstrengungen und Ressourcen in Projekte, Organisationen und Wissenschafts- einrichtungen zu investieren, um forschungs- und faktenbasierte Lösungen zu entwickeln. Vor allem in den Entwicklungsländern müssten Hochschulen gegründet und finanziert werden, um Wissen in den Ländern zu generieren, die vom Klimawandel und Wassermangel am stärksten betroffen sind. Insbesondere auf lokaler und regionaler Ebene fehle es an Strukturen, um die Zusammenarbeit unterschiedlichster Partner zu ermöglichen und somit dazu beizutragen, dass auf internationaler Ebene beschlossene strategische Ziele auch tatsächlich umgesetzt werden können. Hier sehen die Forscherinnen und Forscher eine Schlüsselrolle für Hochschulen. „Sie sind lokal verankert; sie generieren Wissen und sie haben einen Bildungs- und Vermittlungsauftrag“, betont Prof. Dr. Ribbe.
„Die Konferenz ist ein Beleg dafür, wie wir uns als TH Köln verstehen. Wir wollen auf der Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse gemeinsam mit der Politik, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft innovative Lösungen gestalten“, unterstreicht Prof. Dr. Klaus Becker, geschäftsführender Vizepräsident der TH Köln. „Mit dem nun verabschiedeten Schlussdokument sendet die Wissenschaft ein deutliches Signal ihres Interesses an einer Zusammenarbeit an Partnerinnen und Partner auf den unterschiedlichsten Ebenen.“