Die Änderungen in der neuen DIN 1986-100 als nationales Regelwerk, beziehen sich hauptsächlich auf die Anpassung der Regenereignisse. Die Norm trägt damit den gestiegenen Regenmengen Rechnung. Die Beratung rund um geeignete Lösungen zum Rückstauschutz bleibt somit ein zentrales Thema in der Haustechnik.
Immer häufiger laufen unzählige Keller voll und ganze Landstriche werden durch Wetterkapriolen verwüstet. Der Klimawandel zeigt eines seiner vielen Gesichter. Per Definition gilt es abzugrenzen, ob ein Schaden durch Rückstau aus dem öffentlichen Kanalsystem entstanden ist oder eine Überflutung stattgefunden hat, sprich das Wasser von außen durch Kellerfenster oder ‑türen eingedrungen ist. Gegen letzteres kann man sich nur in geringem Maße schützen. Aus planerischer Sicht gilt es daher, die Vorgaben des Überflutungsschutzes zu beachten – um zumindest juristisch auf der sicheren Seite zu sein. Denn schon der Kommentar der noch aktuellen Fassung der DIN 1986-100 sagt , dass ein kompletter Schutz vor Vernässungen nicht zu gewährleisten sei.
Forscher weisen uns aber auch darauf hin, dass die Probleme oft „hausgemacht“ sind. Statistisch werden mit jedem Tag rd. 80 ha Fläche in Deutschland versiegelt. Damit fällt Wasser verstärkt auf Flächen, das „irgendwo hin muss“. Das Gefahrenpotential wächst damit stetig.
Rückstauschutz nicht im Bewusstsein
Der Endverbraucher wird von den Ereignissen meist überrollt. „Rückstauschutz“ ist ein Thema, das der Laie nicht präsent hat. Die Toilettenspülung bildet normalerweise den letzten Gedanken an das Abwasser. Beim Wassersparen ist man in Deutschland stolz darauf, im internationalen Vergleich zu glänzen. Auf europäischer Ebene liegt Deutschland im Wasserverbrauch deutlich im unteren Drittel. Gleichzeitig erhöht sich der Verbrauch von Hygieneartikeln wie z.B. Feuchttüchern (geschätzt 200 % Verbrauchssteigerung in den letzten 10 Jahren). Auch diese Artikel landen – obwohl nicht zulässig — im WC, so dass viele Kanäle in den Trockenwetterperioden verstopfen. Die Gefahr von Rückstauereignissen steigt damit schlagartig.
Richtige Lösungen nicht im Fokus
In Punkto Rückstauschutz fallen vielen Verbrauchern als erstes sogenannte Rückstauklappen ein (das Synonym für Rückstauschutz im Bewusstsein vieler Verbraucher). Auch die Medien verweisen immer wieder auf diese Systeme, ist deren Funktion doch einfach zu erklären und auf den ersten Blick nachvollziehbar. Jedoch wird dabei oft vergessen zu erwähnen, dass eine weitere Entwässerung im Rückstaufall nicht möglich ist! Genau dies ist der Grund, warum Rückstauklappen nur bedingt zulässig sind und vor allem keinesfalls als zentrale Absicherung für das gesamte Gebäude eingesetzt werden dürfen. Eine Hebeanlage hingegen schafft hier Unabhängigkeit und fördert das Abwasser auch bei Rückstau im Kanal (also bei einer Vollfüllung des gesamten Kanalsystems) aus dem Haus heraus. Der Rückstauschutz ist in diesem Fall über eine korrekt installierte Rückstauschleife jederzeit gewährleistet.
Einbau ja — aber wo?
Kellerräume sind heute nicht nur Abstellflächen. Sie werden als zusätzliche Wohnräume oder für Hobbyzwecke genutzt. Wo soll eine Hebeanlage da noch Platz finden? Hier bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten der Installation an – auch außerhalb des Gebäudes. Beachtet werden sollte, dass sog. Behälter-Hebeanlagen (Bild 4) nicht außerhalb des Gebäudes in Schächten verbaut werden sollten. In solchen Fällen empfiehlt sich vielmehr der Einbau von nass aufgestellten Pumpaggregaten (Bild 3). Durch ihre Installation wird zudem der (Not-)Stauraum als Puffervolumen bspw. bei einem Stromausfall deutlich erhöht. Grund für diese Argumentation sind u.a. auch die Einbauvorschriften für Behälter-Hebeanlagen. Diese sind grundsätzlich für den Einbau innerhalb des Gebäudes vorgesehen, wobei ein vorgeschriebener umlaufender Freiraum von 60 cm die optimale Erreichbarkeit aller Komponenten zwecks Wartung gewährleistet. I.d.R. sind diese Anlagen zwar überflutbar, nicht jedoch für den permanent untergetauchten Betrieb konzipiert. Vor allem kann es vorkommen, dass die Schachtbauwerke, in denen diese Geräte verbaut werden, nicht dicht sind. Wohin also mit dem eindringenden (Grund-) Wasser? Dieses Fremdwasser sollte nicht über kleine Tauchpumpen und wiederrum über die Hebeanlage auf der Kläranlage landen (siehe Bild 4). Hier bietet sich die Nassaufstellung (Bild 3) der Pumpen in dichten Kunststoffschächten an. Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist, dass die Pumpen zwecks Wartung „leicht zu ziehen“ sind. Wesentliche Aspekte der Wartung können damit außerhalb des Schachtes durchgeführt werden.
Der Einbau der Steuerung sollte immer außerhalb des Schachtes in einer Leersäule oder im Gebäude (Technik-Raum) vorgesehen werden. Achtung: In diesem Fall immer druckdichte Ringraumdichtungen für die Wandführung zum Gebäude verwenden!
Rückstauschleife – bitte frostfrei!
Bei Installation der Rückstauschleife außerhalb des Gebäudes ist deren fachgerechte Verlegung zu beachten. Knackpunkt ist die unbedingte Notwendigkeit der Frostfreiheit. Es bieten sich unterschiedliche Lösungsansätze an:
- Erdüberdeckung
- Führung in Leergehäuse/Box außerhalb des Gebäudes mit Begleitheizung und/oder Dämm-Material (Bild 3)
- Rückführung ins Gebäude (Achtung: Reibungsverluste durch zusätzliche Strecke und Formteile berücksichtigen)
Die passende Lösung ist jeweils vor Ort abzuwägen.
Problematik Regenwasser
Aus gutem Grund gilt folgendes: Wasser, das außerhalb des Gebäudes anfällt, sollte auch dort entsorgt werden. Demnach muss das Oberflächenwasser von außenliegenden Flächen die größer als 5m2 sind, getrennt von häuslichem Abwasser entsorgt werden. Dies muss über automatisch arbeitende Abwasser-Hebeanlagen geschehen, die außerhalb des Gebäudes installiert und rückstaufrei an die öffentliche Kanalisation angeschlossen sind (DIN EN 12056–4). Ausnahmen bilden hier die sogenannten kleinen Flächen bis 5m². Deren Regen- bzw. Abwasser darf auch über die Anlage im Gebäude entsorgt werden. Jedoch Achtung: Hier sollten immer Doppelanlagen vorgesehen werden, damit ein Abwasserabtransport zu jeder Zeit gewährleistet ist. Eine wesentliche Voraussetzung zur Minimierung des Gefahrenpotentials durch Wasser, das von außerhalb eindringen kann, ist gegeben, wenn die sog. abflusswirksamen Flächen möglichst gering gehalten werden. Eine erste Maßnahme kann z.B. die Überdachung des Kellerniederganges sein.
Drainagewasser — wohin damit?
Die Durchnässung des Gebäudes erfolgt häufig nicht erst über eindringendes Wasser durch Fenster und Türen. Die Mauerdurchfeuchtung findet oft schon im Vorfeld statt und deutet dann meist auf eine fehlende oder mangelhafte Drainage hin. Neben der Frage „Wohin damit?“, wird auch hier der Rückstauschutz zu wenig beachtet.
Auch Drainagewasser darf in der Regel nicht in den öffentlichen Kanal geleitet werden. Wenn es mit Genehmigung angeschlossen wird, dann doch bitte rückstaufrei! Im Kommentar zur Norm wird in diesem Zusammenhang ein besteigbarer Schacht (NW 1000 mm) mit Sandfang dargestellt, so dass insbesondere das Pumpaggregat vor abrasiven Stoffen geschützt wird. Die Empfehlung einer Doppelanlage erklärt sich hier von selbst, da auch in diesem Fall der Zufluss nicht kontrollierbar ist.
Kriterien der Dimensionierung
Hier gilt es, zwei Dinge zu unterscheiden: Einerseits sprechen wir außerhalb des Gebäudes von Flächen, die (bis zu einem gewissen Grad) schadlos überflutet werden können. In solchen Fällen ist die Pumpe für r5,2 zu dimensionieren, also für die Bemessungsregenspende, die alle 2 Jahre für einen 5‑minütigen Regen zu erwarten ist. Hierzu ist dann auch eine Überflutungsprüfung für r5,30 durchzuführen (siehe Kastentext mit Seminarhinweis). Sobald andererseits wirtschaftliches Gut gefährdet wird, ist mit r5,100 zu rechnen. Hier sind die zu erwartenden Mengen von allen abflusswirksamen Flächen zu berücksichtigen.
FAZIT
Die Anpassung der Regenreihen in der Veröffentlichung der neuen DIN 1986-100 zeigt auf, was wir schon wussten: er ist da, der Klimawandel – und wir können uns nur bedingt vor seinen Auswirkungen schützen. Eine fachgerechte Rückstausicherung sorgt für Schutz gegen das Wasser aus dem verbundenen Rohrleitungsnetz. Die richtige Planung im Vorfeld bietet für die beteiligten Planer und ausführenden Firmen vor allem Schutz aus juristischer Sicht.
Seminarhinweis: Workshop Überflutungsschutz
Im westfälischen Steinhagen bietet Pumpenhersteller Jung Pumpen ein umfassendes Seminarprogramm zur Erhöhung der Beratungs-und Fachkompetenz rund um das Thema „Rückstausicherung“ an. Seit zwei Jahren gehört hierzu auch der regelmäßig stattfindende Workshop „Regenentwässerung und Überflutungsschutz“. In heterogenen Gruppen aus den Zielgruppen Planer, kommunale Mitarbeiter und Mitarbeiter von ausführenden Firmen, werden Anforderungen aus den Regelwerken behandelt sowie Überflutungsnachweise gerechnet. Auch praktische Lösungsumsetzungen werden gezeigt, unter anderem auch solche, die spezielle Geländetopographien oder sukzessive Gebäudeerweiterungen berücksichtigen.
Alle Seminartermine finden sich in der aktuellen Seminarbroschüre von Pentair Jung Pumpen, die telefonisch (05204/17–0) oder per E‑Mail unter jpforum@jung-pumpen.de angefordert werden kann. Die Termine können auch direkt auf der Homepage des Herstellers unter www.jung-pumpen.de (Bereich Service/Seminare) eingesehen und gebucht werden.