Besonders in trockenen Sommern, wenn der Bewässerungsbedarf steigt, belasten Trinkwassergebühren private und kommunale Haushalte. Mit jedem heißen Jahr nimmt die Anzahl der installierten Regenspeicher deutlich zu. Rentabel ist das, wenn wie bei kommunalen Betriebshöfen und Stadtgärtnereien sowohl große Dachflächen als auch ein beträchtlicher Bewässerungsbedarf vorhanden sind – und, wenn das ersetzbare Trinkwasser besonders teuer und kalkhaltig ist. Für die Rentabilität der Investition ist entscheidend, wie lange der gesammelte Vorrat an Niederschlag reicht.
Es geht allerdings nicht darum, die letzten Regentropfen von Starkregen in riesengroßen Zisternen zurückzuhalten, sondern eine finanziell vernünftige Speichergröße mit Hilfe einer DIN-gemäßen Computersimulation zu finden. Dabei wird in Kauf genommen, dass es Speicherüberläufe gibt und genauso Phasen des Leerstands. Optimal für die Rentabilität ist in jedem Fall, wenn Ertrag und Bedarf der Wassermenge annähernd ausgeglichen sind, wie bei dem hier vorgestellten Beispiel der Stadt Pfullendorf.
Qualität und Betriebskosten
Eine Anlage zur Regenwassernutzung ist Stand der Technik. Sie besteht aus Sammelleitungen mit Filter und Speicher, einem Überlauf, einem Leitungssystem zu den Entnahmestellen sowie der Pumpentechnik mit automatischer Trinkwasser- oder Brunnenwasser-Nachspeisung, falls der Vorrat aufgebraucht ist. Regenwasser von Natur aus frei von gelöstem Kalk – ein großer Vorteil für die Schläuche, Ventile, Pumpen und Behälter der Tankfahrzeuge. Denn Ablagerungen beeinträchtigen den Betrieb und erfordern von Zeit zu Zeit eine Reinigung. Wo das weiche Wasser zur Reinigung von Glasflächen oder Fahrzeugen genutzt wird, entfallen die sonst üblichen Nacharbeiten zum Abwischen des Kalkschleiers.
Von Vorteil ist ebenfalls, wenn an einer Zapfstelle das Wasser bereits unter Druck ansteht – das heißt, wenn durch eine in der „Tankstelle“ integrierte Pumpe die Fahrzeugbehälter mit Vordruck gefüllt werden. Kleine Pumpen an den Fahrzeugen sind darauf ausgelegt, die Behälter zu leeren, also das Wasser aus den Fahrzeugtanks heraus zu befördern. Sie können bei Bedarf aber auch ansaugen, zum Beispiel aus Oberflächengewässern, um ihren Behälter zu füllen. Doch Priorität hat das von den Dachflächen gesammelte Regenwasser, denn mit jedem entnommenen Kubikmeter wächst die Rückhalte-Kapazität im Speicher, so dass beim nächsten Niederschlag weniger oder kein Wasser von den angeschlossenen Dachflächen direkt in den Mischkanal gelangt, an den die Dachentwässerung mangels Alternativen angeschlossen werden musste.
Pfullendorfs erste Regenwasser-Tankstelle
Die ehemals freie Reichsstadt liegt im Landkreis Sigmaringen, 20 Kilometer nördlich des Bodensees. In der Kernstadt und sieben Teilorten wohnen zusammen knapp 14.000 Einwohner. Das selbst gewählte Motto ist „Gemeinsam Zukunft schaffen“. In Sachen Stadtklima, Umwelt, Energie und Wasser entstehen vorzeigbare Projekte. Eines davon wurde im September 2024 in Betrieb genommen: Die Regenwassernutzung im Betriebshof mit Wasser von Dachflächen, die komplett mit Photovoltaik-Paneelen belegt sind und, soweit vom Leitungsgefälle her machbar, in den unterirdisch installierten Regenspeicher entwässern.
Ist dieser voll, stehen 60 Kubikmeter Niederschlagswasser zum Befüllen der beiden Bewässerungsanhänger mit 2200 und 3000 Litern Fassungsvermögen bereit. Sie werden von Traktoren gezogen. In trockenen Wochen sind beide Gespanne gleichzeitig im Einsatz. Dann müssen innerstädtische Grünflächen bewässert werden, teilweise auch die darin neu gepflanzten Gehölze. Allein im Jahr 2024 kamen durch Ausgleichsmaßnahmen für drei ausgewiesene Baugebiete 550 Bäume dazu.
Fertigteilbehälter sind schnell montiert
Mit einer Filterfeinheit von 0,6 Millimeter schützt der Filterschacht den Regenspeicher vor Schmutzpartikeln, die von den Dachflächen stammen können. Der Filtereinsatz steht als zylindrischer Korb in der Mitte des Stahlbeton-Fertigteilschachtes, so dass das Regenwasser von allen Seiten und auf ganzer Höhe zuströmen kann. Das große Filterschachtvolumen dient als Sand- und Schlammfang, aus dem die Rückstände mit Hilfe einer externen Tauchmotorpumpe periodisch in den Mischkanal entsorgt werden können. Ein erwünschter Nebeneffekt des Abpumpens ist, dass der Filter rückgespült wird. Die Bauweise des unterirdischen Filters und Speichers mit Fertigteilen aus Stahlbeton bringt schnelle Betriebsbereitschaft bei gleichzeitig hoher Belastbarkeit .
Sämtliches Zubehör, auch der Einstieg, ist Bestandteil der Lieferung und wird durch die Mitarbeiter des Herstellers montiert. Endmontage und Inbetriebnahme übernehmen sie ebenfalls, damit ist die Gewährleistung für das komplette Bauwerk in einer Hand. Und – noch ein Vorteil für die Bauherrschaft – bei unterirdischen Regenspeichern sind die Folgekosten niedrig, denn der Wartungsaufwand ist gering. Details dazu, auch zu Planung, Bau und Betrieb, sind in zwei zusammengehörigen DIN-Normen zu finden.