Schätzungen aus Studien zeigen, dass jede Kläranlage des Globalen Nordens jährlich zwischen 93 Millionen und 8,2 Milliarden Plastikpartikel in Flüsse und Meere transportiert. Denn diese Partikel werden, wie andere Schadstoffe im Mikro- und Nanobereich, trotz dreier Reinigungsstufen nur unzureichend zurückgehalten. Einzelne Mikroplastikpartikel können sehr unterschiedliche Eigenschaften aufweisen und in Verbindung mit anderen Mikroschadstoffen wie Rückständen von Pharmazeutika, Pestiziden oder PFAS (synthetisch hergestellte per- und polyfluorierte Chemikalien) auftreten. Das macht Mikroplastik zu einem der wohl komplexesten Forschungsfelder und Herausforderungen im Bereich des Gesundheits- und Umweltschutzes.
Auf der Kläranlage Landau-Mörlheim des Entsorgungs- und Wirtschaftsbetriebs Landau wird das Verfahren Wasser 3.0 PE‑X erstmalig in einem zwölfmonatigen Langzeitversuch für die Anwendung in kommunalem Abwasser eingesetzt. Dieses wurde durch das gemeinnützige GreenTech Unternehmen Wasser 3.0 für die Entfernung von Mikroplastik und Mikroschadstoffen entwickelt. Im Rahmen der Langzeitstudie soll in den nächsten 12 Monaten herausgefunden werden, wie das Verfahren in der kommunalen Abwasserreinigung effektiv eingesetzt werden und wie eine 4. Reinigungsstufe damit wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftstauglich aussehen kann. Diese 4. Reinigungsstufe entfernt erstmalig gezielt auch Mikroplastik. Da für Mikroplastik bislang keine Grenzwerte existieren, stellt dieses Pilotprojekt ein Novum für die Abwasserreinigung dar.
In diesem vom Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz (MUEEF) geförderten Projekt kooperieren der EWL als Betreiber der Kläranlage Landau-Mörlheim, die abcr als Materialhersteller und das gemeinnützige GreenTech Unternehmen Wasser 3.0, das die wissenschaftliche Begleitung dieser Langzeitstudie übernimmt.
Der Entfernungsprozess mit Wasser 3.0 PE‑X ist Teil der Strategie des Unternehmens: detect | remove | reuse. Sie steht für einen ganzheitlichen Umgang mit Mikroplastik und Mikroschadstoffen im Wasser. Auf Grundlage neuester Forschungsergebnisse der Wasser 3.0 auf dem Gebiet der Mikroplastik-Detektion werden im Rahmen der Langzeitstudie erstmals auch kontinuierliche Prozesskontrollen eingesetzt, die eine hohe Prozesseffektivität ermöglichen sollen. Anknüpfende Forschungsprojekte über die mögliche Weiterverwendung der entfernten Agglomerate sollen die 4. Reinigungsstufe zu einem bioökonomisch erstrebenswerten kreislaufwirtschaftlichen Verfahren machen.
Wie Metallgewebefilter den Eintritt von Mikroplastik in die Kläranlagen verhindert
Plastik ist heutzutage nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Verpackungen, Spielzeug, Textilien oder Kosmetika: der Einsatz in unterschiedlichen Industriesektoren verdeutlicht...
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