Sanierungsfokus: Logistik und Grundwasserschutz
Durch die attraktive Lage direkt am südwestlichen Stadtrand von Berlin ist Teltow heute mit rund 28.000 Einwohner:innen die bevölkerungsreichste Stadt im brandenburgischen Landkreis Potsdam-Mittelmark. Eine Entwicklung, die auch an den Toren des 2003 gegründeten Wertstoffhofs schnell spürbar wurde. Mit anfangs noch überschaubaren 5.000 Kund:innen im Jahr, erfordern heute jährlich rund 100.000 Besucher:innen, die ihren Bauschutt, Sperrmüll, Gartenabfälle, Elektrogeräte und andere Abfälle entsorgen wollen, ganz andere Kapazitäten sowie personelle und infrastrukturelle Voraussetzungen. Das dafür 2017 vorgestellte Modernisierungskonzept wurde mittlerweile mit einem Investitionsvolumen von rund 5 Millionen Euro erfolgreich umgesetzt: ein Einbahnstraßenkonzept mit Trennung der Verkehrsflüsse sowie verbesserte Annahme‑, Lager- und Arbeitsbedingungen wie die befahrbare Rampenlösung und die Überdachung des Anliefer- und Lagerbereichs sorgen für eine kunden- und mitarbeiterfreundliche Logistik. Teltow verfügt damit über einen der modernsten Wertstoffhöfe Deutschlands – auch in Sachen Umweltschutz. Denn ein weiterer Modernisierungsfokus wurde von der zuständigen Unteren Wasserschutzbehörde ins Sanierungsbuch diktiert: Als eine der ersten Anlagen setzt der Wertstoffhof die neuen und strengeren Anforderungen der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Wasser und Abfall um. Seit Ende 2020 greift dieser gesetzliche Leitfaden und setzt neue Maßstäbe im Umgang mit Regenwasserabflüssen zur Einleitung in Oberflächengewässer.
Abfallwirtschaft – aktiver Umweltschutz
Die Neujustierung der rechtlichen Anforderungen nimmt die Betreiber beim Thema Grundwasserschutz deutlich stärker in die Verantwortung. Als Leitparameter für die Regenwasserbehandlung aus stofflicher Sicht rücken die abfiltrierbaren Stoffe mit einer Größe zwischen 0,45 Mikrometer und 63 Mikrometer in den Fokus. Und das aus gutem Grund: Speziell diese feinen Feststoffe binden den größten Anteil der Mikroschadstoffe wie Schwermetalle oder polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe. Die neue Verordnung stuft Abfälle in die Belastungskategorie „wassergefährdend“ ein. Eine entsprechende Vorbehandlung ist hier vorgeschrieben, um eine Belastung des Grundwassers durch die Einleitung von Niederschlagswasser auszuschließen oder auf eine tolerierbare Belastung zu bringen.
„Die kommunale Abfallwirtschaft ist eine Branche, die bundesweit einen hohen praktizierenden Anteil im Umweltschutz darstellt. Und in einer nachhaltigen Material- und Kreislaufwirtschaft verdient die Ressource Wasser beziehungsweise Grundwasser besonderen Schutz“, erklärt Tino Jaster, Technischer Prokurist der Abfallwirtschaft Potsdam-Mittelmark. „Um die neuen gesetzlichen Standards zu erfüllen, musste unter anderem eine eigene Regenwasserversickerung auf dem Gelände des Wertstoffhofes geschaffen werden. Für die oberflächennahe Behandlung und Reinigung des Regenwassers hat die Untere Wasserschutzbehörde den Einsatz der modularen zweistufigen Filtersystemlösung BIRCOpur festgelegt.“
Effizientes Regenwassermanagement
Die vorgegebenen Rahmenbedingungen in Teltow stellten den ganzheitlichen Systemanbieter im Regenwassermanagement aus Baden-Baden vor unterschiedliche Herausforderungen. „Bei einer zu entwässernden Gesamtfläche von rund 13.000 Quadratmetern müssen verschiedene Versickerungsanlagen in den einzelnen Geländebereichen vor Ort zusammenspielen und eine umweltschonende Wasseraufnahme von circa 4.500 Kubikmetern Jahresniederschlagsmenge sicherstellen. Dafür kommen insgesamt 800 unterirdische Rigolenkörper zum Einsatz. Ein BIRCOhydropoint 1000 mit fünf Filterelementen ist zudem als Kombination aus Feststoffabscheider und Filter in einem drei Meter breiten Schacht mit einer Oberflächenmulde verbunden, die zudem als Kontroll- und Überlaufsichtbecken fungiert. Als grundlegendes Reinigungs- und Steuerungselement in diesem Versickerungsnetzwerk wurden insgesamt 400 Meter unserer modularen Systemlösung BIRCOpur installiert, die eine oberflächennahe Behandlung des Regenwassers gemäß der neuen DWA-A102 garantiert“, blickt Uwe Bormann, projektzuständiger Gebietsverkaufsleiter bei BIRCO zurück.
Sedimentation und Filtration
Anders als herkömmliche Filtrationsrinnen besteht BIRCOpur aus getrennten Modulen: Sedimentationsbox, Granulatfilterkissen und Kunststoffträger. Der modulare Systemaufbau trennt die Sedimentation von der eigentlichen Schadstoffbehandlung. Die Sedimentationsbox nimmt zur Grobreinigung alle Feststoffe wie Steine, Laub und Schwebteile auf. Das dadurch vorgereinigte Niederschlagswasser wird anschließend über das Granulatfilterkissen geleitet, das dem Wasser organische und anorganische Schadstoffe entzieht. Das filtrierte und im freien Abflussraum der Rinne geleitete Regenwasser kann über waagerechte oder senkrechte Ablaufpunkte abgeleitet werden. Dank der vorgeschalteten Grobreinigung bleibt das hochwertige Filtergranulat lange funktionsfähig. Somit entfällt eine häufige Wartung, und das rund einen Meter lange Filterkissen muss laut DIBt-Zulassung frühestens nach zehn Jahren ersetzt werden. Ein weiterer Wartungsvorteil: die Sedimentationsbox lässt sich leicht einsehen, entnehmen, ausspülen und wieder einsetzen.
Stabilität trifft Flexibilität
Basis der Sedimentations- und Filtrationslösung ist die Schwerlastrinne BIRCOsir in der Nennweite 300 AS aus hochwertigem und belastungsresistentem Beton. Durch ihre modulare Bauweise können die Rinnenelemente inklusive Abdeckungen im 90-Grad-Winkel oder individuell auf Gehrung zugeschnitten werden, was eine flexible und einfache Installation auf dem Wertstoffhof ermöglichte. „Auf dem Gelände mit einem sehr lehmigen und sandigen Boden mussten insgesamt 400 Meter BIRCOpur verlegt werden, um das behandelte Wasser zu den jeweiligen Versickerungsrigolen zu leiten. Bei dem erstellten Geländeplan und dem anspruchsvollen Gefällewechsel war ein flexibles und einfach handhabbares System entscheidend für eine effektive Installation“, erläutert Matthias Hoffmann, zuständiger Bauleiter der GP Papenburg Hochbau. „Es war zwar unsere BIRCOpur-Premiere, aber als langjährig zertifizierter Fachbetrieb nach Wasserhaushaltsgesetz ist unseren Facharbeitern das bewährte Rinnensystem von BIRCO aus verschiedenen Projekten bereits vertraut. Der bekannte Grundkörper, dessen Lage auf der Tragschicht einfach durch seitliches Betonieren gesichert werden konnte, sowie das passgenaue Zuschneiden der Rinnenelemente und Abdeckungen hat uns einen zügigen Einbau ermöglicht.“
Mit einer Belastbarkeit der Rinnenkörper bis Klasse F 900 (bei entsprechendem Einbau), 4 Millimeter Massivstahlzargen und der Doppelsteg-Gussabdeckung Klasse D 400 ist das flexible System eine stabile und langlebige Lösung. Dies ist speziell bei den Anforderungen eines Wertstoffhofs mit rangierenden Fahrzeugen, Lastkraftwagen- und Schwerlastverkehr von entscheidender Bedeutung.
Fokus nachhaltiger Wasser- und Materialkreislauf
Für Bauleiter Hoffmann hat die Filtrationsrinnenlösung BIRCOpur neben der einfachen Installation noch einen weiteren Vorteil: „Das System ist auch eine nachhaltige Lösung aus reinem Beton, ohne Zusatzstoffe wie Stahl- oder Glasfaser und Kunstharze. Das entspricht unserer Philosophie des ressourcenschonenden Bauens: Wir setzen auf langlebiges Material, das in der Kreislaufwirtschaft einfach wiederverwertet und zu einhundert Prozent recyclebar ist.“
Nach knapp zehnmonatiger Sanierungszeit wurde der Wertstoffhof Teltow Ende September runderneuert offiziell wiedereröffnet. Doch der Pionier bei der Umsetzung der neuen DWA-A102 arbeitet schon am nächsten Vorzeigeprojekt – der energetischen Anlagenmodernisierung: „Wir planen, unsere Dächer mit Photovoltaikanlagen auszustatten, damit unser Wertstoffhof zukünftig nahezu autark betrieben werden kann“, blickt Tino Jaster voraus – was auch ganz dem Selbstverständnis eines Abfallwirtschaftlers als aktiven Umweltschützer entspricht.