Die „Initiative Ressourcenschonende Bauwirtschaft“ (IRBau) ist eine unabhängige Allianz, die sich aus Mitgliedern aus Industrie, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammensetzt. Gemeinsam sollen mit ihrer Hilfe Ziele zur Ressourcenschonung entwickelt und umgesetzt werden. Im Rahmen der Auftaktkonferenz am 31. Mai 2017 auf dem EUREF Campus in Berlin, sprach u.a. auch Dr. Markus Beukenberg, Technologievorstand der WILO SE, über die Möglichkeiten und Erreichung dieser Ziele.
„Wenn wir über eine sichere, umweltverträgliche und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft sprechen, wird in diesem Zusammenhang die Energiewende genannt. Dabei ist die Umsetzung der Energiewende nicht das eigentliche Problem“, so Dr. Markus Beukenberg. „Die Sonne liefert uns ausreichend Energie und wir lernen mehr und mehr, diese Quelle nutzbringend einzusetzen. Das Problem liegt in den Materialien, die uns die Erde liefert. Wir haben ein Rohstoffproblem.“ In seinem Vortrag ging Beukenberg auf den Produktlebenszyklus von Komponenten der technischen Gebäudeausrüstung (TGA) ein, wenn diese unter Aspekten des Building Information Modelling (BIM) mit dem Schwerpunkt Recycling berücksichtigt werden.
Wird der Produktlebenszyklus aus der nicht rein finanziellen Sicht betrachtet, so fehlt auf Produktebene ein wichtiger Aspekt: nach der so genannten „Degeneration“ des Produktes, also dem Ende des Lebenszyklus, bleibt der Abfall. Oft wird nicht berücksichtigt, dass dabei seltene Ressourcen entsorgt und somit vergeudet werden. In Mobiltelefonen sind beispielsweise über vierzig verschiedene, chemische Elemente enthalten – gerade mal neun davon werden recycelt. In diesem Zusammenhang verwies der Wilo-Technologievorstand unter anderem auf Produktmodularisierung. Hierbei wird das Produkt bereits während der Entwicklung mit einer geeigneten Gliederung versehen und so die Abhängigkeiten zwischen den Elementen reduziert.
Daher rührt auch der Zusammenhang mit BIM: In modernen Gebäuden finden sich zehnmal mehr TGA-Komponenten als Architekturbauteile – diese haben einen wesentlich größeren Einfluss auf die Kosten, da sie regelmäßig ausgetauscht und modernisiert werden müssen. Ohne die technische Gebäudeausrüstung wäre zudem keine Einbindung in die Methoden der Energiewende möglich, wie Beukenberg weiß: „Jetzt sind Innovationen gefordert! Produktstrategien müssen zukünftig anders aufgestellt und völlig neu ausgerichtet werden: Wir können enorme Synergien schaffen, indem wir uns vorab über die Wiederverwendung der Produkte bzw. deren Komponenten Gedanken machen.“ Eine dieser Strategien ist als „Design for Disassembly“ (D4D) bekannt: hier wird während der Entwicklung bereits die zukünftige Demontage zu Reparaturzwecken, zur Prüfung oder für das Recycling berücksichtigt.
Recyclingaktivitäten sorgen für Einsparungen und schonen Ressourcen, ganz im Sinne der Leitlinie „Vermeidung und Verwendung vor Verwertung und Entsorgung“. So können die in den Rotoren enthaltenen Magnete problemlos entnommen und wiederverwendet werden, was zu einer Schonung von „Seltenen Erden“ führt. U.a. werden hier auch Verfahren zur Aufarbeitung von gesinterten oder heißgepressten und kunststoffgebundenen Magnetwerkstoffen entwickelt.
Abschließend gab der Technologievorstand des Dortmunder Unternehmens einen Ausblick auf die Anforderungen an die Produkte und welche Chancen durch BIM entstehen: „Wir müssen uns der Verantwortung, die wir tragen, bewusst werden. Neben einem modularen Aufbau sollten Produkte zukünftig über den ganzen Produktlebenszyklus dokumentiert werden, eine erhöhte Kommunikationsfähigkeit und offene Schnittstellen für eine noch bessere Kompatibilität besitzen. Wir haben die Fähigkeit, Produkte und Serviceleistungen auf den Markt zu bringen – jetzt sollten wir damit beginnen den Produktlebenszyklus weitestgehend auch selbst in die Hand zu nehmen.“