Körperpflegeprodukte, Reifen, Kleidung. Sie alle geben winzig kleine Plastikteilchen, sogenanntes Mikroplastik, an ihre Umwelt ab. Dieses Mikroplastik wird ständig weiter transportiert und kommt inzwischen überall vor – auch in den Binnengewässern Deutschlands. Studien zeigen, dass letztlich dann jedes Jahr Hundertausende von Plastikpartikeln über Nahrung, Wasser und die Luft im menschlichen Körper landen. Umweltverbände können belegen, dass jeder Mensch etwa die Plastikmenge einer Kreditkarte — etwa fünf Gramm — Plastik pro Woche zu sich nimmt.
Das EU-Projekt „LIFE Blue Lakes“, koordiniert von der italienischen Umweltorganisation Legambiente in Zusammenarbeit mit dem Global Nature Fund (GNF), der Bodensee-Stiftung und der Universität Marken in Italien, hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, die Verunreinigung von Seen in Deutschland und Italien durch Mikroplastik zu verringern. Neben dem Verringern von Einträgen in die Umwelt ist wichtiger Ansatz das Herausfiltern von Mikroplastik aus Abwässern, über die der Umweltschädling Studien zufolge maßgeblich in Seen gelangt.
Eine Wasserexpert:innengruppe, bestehend aus Mitarbeitenden von Kommunalverwaltungen, Kläranlagen und Naturschutzzentren rund um den Bodensee und den Chiemsee aber auch aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Ungarn, traf sich gerade in Ancona, Italien, um sich vor Ort über eine von der Universität Marken („Università Politecnica delle Marche“) im Rahmen des Projekts entwickelte Filtertechnologie zu informieren. Neben einer Einführung in die theoretischen Grundlagen konnten sich die rund 30 Teilnehmenden im Rahmen einer Exkursion mit Lösungen beim Betrieb von Kläranlagen vertraut machen. Auch konnten sie Probenentnahmen nach einem neu entwickelten Standardprotokoll, das die Mikroplastikbelastungen der Abwässer erfasst und dokumentiert, in der Praxis testen.
Hierbei untersuchten die Teilnehmenden Wasserproben im Labor der Universität und klassifizierten die unter dem Mikroskop sichtbaren Mikroplastikpartikel. „Der grenzübergreifende Wissenstransfer ist unerlässlich, um Lösungen für das globale Problem der Mikroplastikverschmutzung in Europa zu finden“, sagt Udo Gattenlöhner, Geschäftsführer des Global Nature Fund. „Mit den hier gesammelten Erfahrungen und Eindrücken können die Teilnehmenden in ihrer Heimat dringend notwendige Schritte für einen besseren Schutz der Gewässer vor Mikroplastikeinträgen anstoßen.”