Der Klimawandel ist längst eingetroffen – Trockene Sommer und starke Regenfälle: auch in Münster. So extreme Wetterereignisse wie der „Jahrhundertregen“, der im Juli 2014 viele Teile der Stadt unter Wasser setzte und sogar Menschenleben forderte, und das Massenfischsterben im Aasee während des „Jahrhundertsommers“ 2018 sind zwar zum Glück nicht die Regel, aber trotzdem muss die Stadtentwicklung sich langfristig an veränderte Wetterbedingungen anpassen. Sie muss Lösungen finden, um gegenzusteuern, wenn entweder zu viel oder zu wenig Wasser da ist. „Wir sind wichtig“, brachte Prof. Dr. Mathias Uhl die elementare Bedeutung der Wasserwirtschaft für die Stadtentwicklung auf den Punkt. In seiner Keynote zur Eröffnung der Wassertage Münster an der FH Münster ermutigte der Experte für Wasserwirtschaft und Hydrologie im Siedlungsraum vom Institut für Infrastruktur – Wasser – Ressourcen – Umwelt (IWARU) dazu, das Selbstbewusstsein der Wasserwirtschaft als Grundlage für die Stadtentwicklung zu stärken. „Wasserbewusste städtebauliche Maßnahmen, die wir jetzt umsetzen, prägen das Stadtbild und ‑klima über Jahrzehnte.“
Dabei sei die Abstimmung mit anderen Fachverbänden unter anderem aus den Bereichen Stadt- und Landschaftsplanung, Architektur, Verkehr, Hydrologie, Limnologie, Boden und Grundwasser notwendig. Hierzu formiere sich gerade eine Allianz zur wasserbewussten Stadtentwicklung, die er als Vorsitzender der Koordinierungsgruppe „Wasserbewusste Stadtentwicklung“ der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) angestoßen hat.
Wie die Reform von Verwaltungs- und Planungsprozessen dazu beitragen kann, die Rolle von Wasser bei der Stadtentwicklung zu stärken, erläuterte Sonja Kramer vom Amt für Mobilität und Tiefbau der Stadt Münster. „Den Wert des Wassers klarzustellen, ist eine Daueraufgabe und gleichzeitig eine Kommunikationsaufgabe. Auch die Begrifflichkeiten, die wir verwenden, müssen mit der Zeit gehen“, so die Fachstellenleiterin für Grundlagen- und Gewässerplanung und verwies als Beispiel auf das Wortungetüm „Niederschlagswasserbeseitigungskonzept“.
Insgesamt besuchten rund 280Teilnehmerinnen und Teilnehmer die zweitägige hybride Fachkonferenz, die Wasserfachleute aus Siedlungswasserwirtschaft, Wasserwirtschaft und Wasserbau mit Stadt- und Freiraumplanerinnen und Freiraumplanern, Biologinnen und Biologen, Geographinnen und Geographen und Ökonominnen und Ökonomen zusammenbrachte. In den verschiedenen Vorträgen und Workshops ging es um wasserbewusste Stadtentwicklung, kommunale Klimaanpassungsmaßnahmen, das Abwasser als Ressource, den Umgang mit Starkregen, das Management des Hochwasserrisikos, urbanes Grün sowie Aspekte der Smart City.