Im Jahr 2019 haben insgesamt 68 Städte und Kreise in Deutschland den Klimanotstand ausgerufen. Diese erstaunlich hohe Anzahl macht deutlich, dass der Klimawandel nicht nur von Wissenschaftlern diskutiert wird, sondern real in den Städten und Gemeinden angekommen ist. Maßnahmen, das Ziel einer Klimaneutralität zu erreichen, machen auch vor Kläranlagen nicht halt. Im Rahmen eines durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projektes wurde für die untersuchte Kläranlage über eine CO2-Bilanz ein Carbon Footprint von ca. 40 kg CO2e/E/a ermittelt. Die durch den Strombezug verursachten Emissionen machen mit 15 kg CO2e/E/a weniger als 40% des gesamten Carbon Footprint aus. Sie liegen damit in einem ähnlichen Bereich wie die direkten, vor allem durch diffuse Methan-Emissionen verursachten Emissionen. Der Einfluss der Vermeidung der diffusen Methan-Emissionen auf dem Weg zur klimaneutralen Kläranlage ist also nicht zu unterschätzen.
Untersuchungen zeigen, dass diffuse Methan-Emissionen vornehmlich im Bereich der anaeroben Faulung, des Nacheindickers und der Schlammentwässerung auftreten. Die Vakuumentgasung von Faulschlamm mit EloVac kann hierbei einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung diffuser Methan-Emissionen leisten. Eine deutlich verbesserte Klimabilanz nicht nur der Schlammbehandlung, sondern auch der gesamten Kläranlage wird durch den Entzug des im Faulschlamm in gelöster Form, aber auch in Form von Makro- und Mikrogasblasen enthaltenen Faulgases erzielt. Das entzogene Gas gelangt nicht in die Atmosphäre, sondern wird der Verwertung zugeführt. Hierbei konnte im Rahmen von Laborversuchen, aber auch im großtechnischen Praxistest nachgewiesen werden, dass die Vakuumentgasung bei einer Verwertung des entzogenen Biogases in einem BHKW energieneutral betrieben werden kann, d. h. keine zusätzlichen CO2e‑Emissionen erzeugt werden. Neben den rein ökologischen Aspekten bietet das Verfahren aber auch ökonomische Vorteile durch eine verbesserte Entwässerung. So konnten mit der Vakuumentgasung ein bis 2%-Punkte höheres Entwässerungsergebnis erzielt werden. Einzigartig ist hierbei EloVac‑P: die Kombination aus Vakuumentgasung und simultaner Phosphatfällung aus dem Faulschlamm. Bei dem zum Patent angemeldeten Verfahren verbleibt das gefällte Magnesium-Ammonium-Phosphat (Struvit) als Mikrokristalle im Schlamm. Hierbei konnte im Praxistest das Entwässerungsergebnis um bis zu 5%-Punkte gegenüber dem Ausgangszustand verbessert werden. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass die Tendenz des ausgefaulten Schlammes zur Bildung unkontrollierter Struvit-Ablagerungen in den Rohrleitungen deutlich zurückgegangen ist. Das bedeutet für die Kläranlage einen reduzierten Wartungsaufwand – zusätzlich zu den niedrigeren Klärschlamm-Entsorgungskosten und dem verbessertem CO2-Fußabdruck.