Membranverfahren besitzen ein enormes Potenzial für die Wasserbehandlung. „Die möglichst vollständige Entfernung von gesundheitsschädlichen oder störenden Spurenstoffen bei der Wasseraufbereitung ist heutzutage bedeutsamer denn je – und auch für ein verantwortungsvolles Abwassermanagement unverzichtbar“, sagt Alexander Scheffler, Leiter Marketing im Geschäftsbereich Liquid Purification Technologies (LPT) des Spezialchemie-Konzerns LANXESS. So können etwa Ultrafiltration (UF) und Umkehrosmose (UO) perfekt kombiniert werden, um Abwasserströme mit suspendierten Feststoffen zu behandeln. „Nach der Umkehrosmose hat das Wasser schon fast Trinkwasserqualität. Je nach Prozess, muss noch der pH-Wert eingestellt werden, oder das Ammoniak mit Ionenaustauschern entfernt werden“, erklärt Dr. Jens Lipnizki, Leiter Technisches Marketing Membranen im Geschäftsbereich LPT.
Ein Beispiel für ein UO-basiertes Verfahren ist die Aufbereitung von Schweinegülle, wie sie in den Benelux-Staaten bereits seit Jahren in dezentralen Anlagen erfolgreich praktiziert wird. Dabei wird im ersten Schritt eine physikochemische Behandlung einsetzt, bei der die Gülle mit Eisensulfat und einem Flockungsmittel versetzt wird. Der Feststoff wird mittels Siebpresse separiert und in Granulatform als natürlicher organischer Gartendünger vertrieben. Die verbleibende flüssige Phase wird durch Umkehrosmose weiter aufkonzentriert. In Kombination mit einem Ionenaustauschprozess können zusätzlich Ammoniumionen weitgehend aus dem Permeat entfernt werden.
Das Ergebnis der Güllebehandlung ist sowohl ein Granulat als auch eine konzentrierte flüssige Phase. Daneben wird sauberes Wasser produziert, das problemlos dem Wasserkreislauf zugeführt werden kann.
Gemeinsam mit der französischen Polymem SA, Toulouse, hat LANXESS im Rahmen einer Vertriebspartnerschaft kürzlich ein Projekt für einen italienischen Mineralölkonzern realisiert. Dabei wird ein UF/UO-Verbund eingesetzt, um suspendierte Feststoffe (total suspended solids, TSS) und Borat aus Abwasser einer Erdölraffinerie im süditalienischen Apulien zu entfernen und es so einer erneuten Nutzung im Prozess zugänglich zu machen. Die Feststoffe können dabei komplett entfernt werden, der Boratgehalt sinkt um rund 97 Prozent. Dabei zeichnet sich das Niederdruckverfahren außerdem durch einen relativ geringen Investitions- und einen ebenfalls geringen Energiebedarf aus. Ein weiterer Ausbau der Anlage wird aktuell diskutiert.
LANXESS vertreibt für Polymem, einem der weltweit führenden Hersteller von hochwertigen Ultrafiltrationsmembranen und ‑systemen für Trinkwasser- und Abwasseranwendungen, seit Mitte 2018 deren Neophil-Hohlfasermembrane der Marke Gigamem. Damit ergänzte der deutsche Spezialchemie-Konzern sein bestehendes Technologieangebot für die Wasseraufbereitung um die Ultrafiltration.
„Die zügige und zuverlässige Auslegung der UF/UO-Anlage in Italien demonstriert außerdem eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des neuen LewaPlus-Moduls zur Berechnung von Ultrafiltrations-Prozessen. Dieses Modul ist jetzt fester Bestandteil unserer Auslegungssoftware LewaPlus in der Version 2.1 vom März 2020“, betont Lipnizki.