Ende 2018 werden die letzten Steinkohle-Bergwerke in Deutschland geschlossen. Damit entfällt auch die inländische Bezugsquelle für Anthrazit, einen wichtigen Filter-Grundstoff zur Wasseraufbereitung. Die Branche ist vorbereitet. Zu den führenden Herstellern von Anthrazit-Filtermaterialien gehört die EVERS GmbH & Co. KG im westfälischen Hopsten. Geschäftsführer Stephan Evers erläutert im Interview, wie es ohne deutsche Zechen weitergeht.
W&A: Mit dem Ende des Steinkohle-Bergbaus in Deutschland wird es auch den Ibbenbürener Anthrazit nicht mehr geben, den die EVERS GmbH & Co. KG zu einem Filtermaterial verarbeitet. Müssen sich Ihre Kunden Sorgen machen, dass sie nicht mehr ausreichend versorgt werden?
Stephan Evers: Wir sind darauf vorbereitet, deshalb können unsere Kunden unbesorgt sein. Wir werden auf Anthrazit in vergleichbarer Qualität umstellen und damit unser Filtermaterial EVERZIT N gewohnt hochwertig produzieren. Der Kunde wird keinen Unterschied merken.
W&A: Steht bereits fest, welchen Anthrazit Sie in Zukunft verwenden werden?
Stephan Evers: Die Vorbereitungen für die Umstellungen laufen bereits auf Hochtouren. Derzeit werden verschiedene Anthrazite hinsichtlich der Qualität und der Logistik geprüft. Wir sind dort auf einem guten Weg und werden unsere Entscheidung frühzeitig kommunizieren.
W&A: Sie haben im September 2014 eine neue Produktionsanlage in Betrieb genommen. Was waren Ihre Beweggründe für diese Investition?
Stephan Evers: Mein Vater hat den Prozess der Anthrazitveredelung vor mehr als 40 Jahren entwickelt, wofür ich ihm heute sehr dankbar bin. Mit dieser neuen und modernen Produktionsanlage können wir jetzt monatlich bis zu 1500 Kubikmeter Filtermaterial herstellen. Es ging uns aber nicht nur um eine Erhöhung der Anlagenkapazität, sondern vor allem um eine Verbesserung des Veredelungsprozesses und damit der Produktqualität.
W&A: Worin bestehen die Vorteile dieses hochmodernen Anthrazitwerkes am Standort Ibbenbüren?
Stephan Evers: Es bietet für uns neue Möglichkeiten. So können wir beispielsweise bisherige Sonderkörnungen in einer kürzeren Produktionszeit und zu günstigeren Preisen als bisher anbieten. Dass der Markt dies verlangt, zeigt aktuell ein Großauftrag für die Lieferung von 2000 Kubikmetern EVERZIT N für eine Meerwasserentsalzungsanlage in Oman. Gerade für die Zeit nach 2018 ist diese Investition in die neue und umfangreichere Produktionsanlage erforderlich gewesen, um unseren Kunden auch in Zukunft unser Filtermaterial EVERZIT N in der gewohnt hohen Qualität anbieten zu können.
W&A: Wodurch wurden diese Verbesserungen der Produktionsanlage erreicht?
Stephan Evers: Durch den bergmännischen Abbau lässt es sich nicht vollständig vermeiden, dass im Rohmaterial Anthrazit gelegentlich auch Verunreinigungen wie zum Beispiel Reste von Sprengdrähten zu finden sind. Wir haben daher an mehreren Stellen in unserem Aufbereitungsprozess Anlagen installiert, um diese Stoffe zuverlässig zu entfernen. Wir verfügen jetzt über einen einzigartigen Aufbereitungsprozess und sind somit für die Zukunft gewappnet. Sie werden verstehen, dass diese Technologie im Detail unser Betriebsgeheimnis ist.
W&A: Sie sind ja nicht nur in Deutschland oder Europa aktiv. Wo sehen Sie überall Einsatzmöglichkeiten für Ihre Filtermaterialien?
Stephan Evers: Wir agieren global und sind in vielen Ländern unterwegs. Unser Filtermaterial EVERZIT N kommt in mehr als 6000 Anlagen zum Einsatz. Dazu gehören Wasserwerke, Talsperren und Kläranlagen auf der ganzen Welt. Dort sorgt unser natürlicher Anthrazit für bestes Trinkwasser.
W&A: Sie haben aber nicht nur EVERZIT N im Angebot, sondern auch noch eine Vielzahl anderer Filtermaterialien. Welche Bereiche decken Sie dort ab?
Stephan Evers: Wir bieten ein komplettes Angebot aller für die Trinkwasseraufbereitung zertifizierten Filtermaterialien. Zum Beispiel das EVERZIT Mn, ein katalytisch wirkendes Mangandioxid zur selektiven Manganentfernung in der Grundwasseraufbereitung. Es ist auf der Basis eines Mischoxides aufgebaut und entfernt gelöstes Eisen und Mangan. Es ist zuverlässig, arbeitet spontan, schnell und muss nicht regeneriert werden. Zu erwähnen ist auch das EVERZIT As, ein granuliertes Eisenhydroxid, das aufgrund seiner chemischen Aktivität sehr gut für die Bindung von Arsen und anderen Schwermetallen in wässrigen Medien geeignet ist und insbesondere im Ausland eingesetzt wird.
W&A: Neben Ihrer Beteiligung an vielen Großanlagen haben Sie auch mobile Kleinanlagen entwickelt. Welche Vorteile bieten diese Filtersysteme?
Stephan Evers: Unsere Kleinanlagen vom Typ EVERS WATER WONDER mobil werden Hilfsorganisationen genutzt, um in Krisenregionen für die Mitarbeiter und die Menschen vor Ort frisches und sauberes Trinkwasser zu produzieren. Ich bin der Meinung, dass diese Miniwasserwerke zur Grundausstattung jeder Hilfsorganisation zählen sollten.
W&A: Ihr Unternehmen EVERS ist sehr innovativ und wurde dafür Ende 2014 auch vom Stifterverband ausgezeichnet. Was bedeutet dieser Preis für Sie?
Stephan Evers: Es freut uns natürlich, dass wir mit dem Gütesiegel „Innovativ durch Forschung“ vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft belohnt worden sind. Es ist eine schöne Bestätigung unserer Arbeit.
W&A: Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus? An welchen Innovationen arbeitet EVERS zurzeit?
Stephan Evers: Generell forschen und entwickeln wir stetig weiter, um dem Markt Filtermaterialien und unser Know-how bei der Wasseraufbereitung zu bieten. Ganz aktuell sind wir am gemeinsamen Forschungsprojekt Ecosun beteiligt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird. Hier entwickeln wir gemeinsam mit zwei Instituten und vier weiteren Firmen in Südafrika ein nachhaltiges Konzept mit den Schwerpunkten Siedlungsstruktur, Energie und Wassermanagement. Dabei sollen in den nächsten zwei Jahren dezentrale Trinkwasseraufbereitungskonzepte für den ländlichen Raum in Südafrika umgesetzt werden.
W&A: Sie sind auf der Fachmesse „AQUATECH AMSTERDAM“ wieder mit einem Stand vertreten. Was können die Besucher dort erwarten?
Stephan Evers: Wir präsentieren dort natürlich unser komplettes Produktprogramm der Filtermaterialien, die in der Wasseraufbereitung zum Einsatz kommen. Wir stehen unseren Besuchern aber auch mit unserem Know-how aus mehr als 45 Jahren Wasseraufbereitung zur Verfügung, um für jedes Problem die passende Lösung zu finden.
Evers auf der AQUATECH 2017: Halle 3.2 – Stand 332