Im Rahmen der Sondersitzung des UK Umweltanalytik des Deutschen Verbandes Unabhängiger Prüflaboratorien zum Thema Abwassersurveillance in Deutschland und dem Projekt AMELAG herrschte Einigkeit unter den rund 25 Teilnehmenden: Die durch AMELAG geschaffene Infrastruktur ermöglicht nicht nur die Verfolgung von Sars-CoV‑2, sondern eröffnet auch die Möglichkeit, zusätzliche Erreger, Parameter und Stoffe zu überwachen. Insbesondere dezentrale Umweltlabore könnten daraus unternehmerische Chancen entwickeln, wenn die Rahmenbedingungen dafür stimmen und entsprechend geschaffen werden.
Doktor Ulrike Braun vom Umweltbundesamt und Doktor Timo Greiner vom Robert Koch-Institut präsentierten ausführlich den aktuellen Stand des 2022 gestarteten Projekts AMELAG, das die Etablierung eines bundesweiten Abwassermonitorings vorantreibt. Angesichts steigender COVID-Fälle rückt das Monitoring zunehmend in den Fokus einer breiteren Öffentlichkeit, worauf Geschäftsführer Anton Blöth in seiner Begrüßung verwies.
Das Umweltbundesamt koordiniert die technische Untersuchung der Rohabwasserproben und bereitet die Rohdaten auf, während das Robert Koch-Institut die Auswertung übernimmt und die Ergebnisse der Öffentlichkeit sowie Fachkreisen zur Verfügung stellt. Zusätzlich erfolgten im Rahmen des vom Bundesgesundheitsministerium geförderten Projekts begleitende Forschungsprojekte und internationale Kooperationen. Beide Vortragenden blickten optimistisch in die Zukunft, dass es auch für 2025 eine Finanzierung geben wird und zum Jahresende 2024 neue Ausschreibungen zur Fortsetzung des Projekts erfolgen könnten.
Ein zentrales Thema der Diskussion war die Erweiterung des Abwassermonitorings auf zusätzliche Stoffe und Parameter. Die bevorstehende EU-Abwasser-Rahmenrichtlinie, deren nationale Umsetzung bis 2027 vorgesehen ist, bietet hierbei eine besondere Gelegenheit: Sie verpflichtet die Mitgliedstaaten zur Institutionalisierung eines umfassenden Abwassermonitorings, wodurch die Überwachung einer breiteren Palette von Substanzen ermöglicht wird. Doktor Greiner betonte die laufenden Prozesse zur Priorisierung der relevanten Parameter und Stoffe, die in das Monitoring integriert werden sollen. Doktor Braun plädierte für einen breit angelegten, multiperspektivischen Ansatz, da der erhebliche methodische und logistische Aufwand der Probenahme und Analyse nicht auf die Überwachung von Sars-CoV‑2 beschränkt bleiben sollte. Die Mitglieder des UK Umweltanalytik stimmten diesem Ansatz grundsätzlich zu, wiesen jedoch auf die Notwendigkeit frühzeitiger Entscheidungen hin, die auch unternehmerische Rahmenbedingungen berücksichtigen müssen.
Die Standardisierung der Labormethoden und die logistischen Herausforderungen, insbesondere die Einhaltung der Zielmarke von 48 Stunden zwischen Probenahme und Analyse, wurden ebenfalls ausführlich erörtert. Dezentrale Strukturen, die mehr Labore einbeziehen, wurden als geeignet erachtet, um diese Herausforderungen zu bewältigen. In zukünftigen Ausschreibungen sollte dieser Aspekt stärker berücksichtigt werden, wie auch Geschäftsführer Blöth betonte und hierzu auf ein entsprechendes Schreiben an den Präsidenten des Umweltbundesamts aus März 2023 verwies.