Industrie und Landwirtschaft müssen bei der Reduzierung von Spurenstoffeinträgen in die Gewässer in die Pflicht genommen werden. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) positioniert sich mit Blick auf die Bundestagswahl: Die Wasserwirtschaft muss in Zeiten des Klimawandels gestärkt werden. Notwendig ist ein intelligentes Wassermanagement.
Spurenstoffe und Mikroplastik
Die europäische Abwasserwirtschaft soll nach den Vorstellungen der EU-Kommission einen wesentlichen Beitrag zum Null-Schadstoff-Plan des Green Deals leisten. Die EU-Kommission plant hierfür eine umfangreiche Revision der aus dem Jahr 1991 stammenden EU-Kommunalabwasserrichtlinie, wobei Spurenstoffe wie Arzneimittelrückstände und die Niederschlagswasserbehandlung verstärkt im Fokus stehen.
Anknüpfend an die Ergebnisse des vom Bundesumweltministerium initiierten Spurenstoffdialogs muss die Bundesregierung sich auch auf europäischer Ebene dafür einsetzen, den Eintrag von persistenten, mobilen und toxischen Stoffen in den Wasserkreislauf zu vermindern. Eine wichtige Säule stellt die Nachrüstung von Kläranlagen mit weitergehenden Reinigungsstufen dar.
Regenwassermanagement
Die DWA fordert ein intelligentes Regenwassermanagement, auch auf europäischer Ebene. Technisch kann Regenwasser gemeinsam mit Schmutzwasser (Mischsystem) oder über eigene Kanäle (Trennsystem) abgeleitet werden. Ökologisch haben beide Systeme Vor- und Nachteile. Eine gesetzliche Festlegung auf ein bestimmtes Entwässerungssystem ist nicht sinnvoll. Unbelastetes Regenwasser sollte nicht mit Schutzwasser vermischt werden, belastetes Regenwasser darf nicht unbehandelt in die Gewässer gelangen. Die DWA fordert eine verschmutzungsabhängige Zielvorgabe, die den Einfluss von Regen- und Mischwassereinleitungen auf den Gewässerzustand bewertet.
Klimaanpassung
Ein natürlicher Wasserhaushalt dient auch der Klimaanpassung. Extreme Wetterereignisse wie intensive Starkregen und langanhaltende heiße Dürrephasen werden weiter zunehmen. Zum Ausgleich dieser Extreme muss Wasser zukünftig noch stärker in der Fläche – Gewässerauen, Moore, Wälder — zurückgehalten werden. Dies dient sowohl dem Auffüllen der Grundwasserspeicher als auch zur Vorbeugung gegen Dürre und Starkregen. Gleichzeitig müssen mehr Flächen für die Überflutungsvorsorge an den Gewässern bereitgestellt werden.
Durch die Entsiegelung weiterer Flächen und deren Abkopplung vom Kanalnetz muss mehr Regenwasser vor Ort den natürlichen Wasserhaushalt zugeführt werden, um die Grundwasseranreicherung zu gewährleisten, aber auch, um zur innerstädtischen Bewässerung zur Verfügung zu stehen. Multifunktionale Flächen und ökologisch aufgewertete Gewässer sind nicht nur zentrale Bausteine der Klimaanpassung, sie schaffen auch mehr Lebensqualität in urbanen Räumen.
Nutzungskonkurrenzen
Klimawandel bedeutet auch lange und heiße Trockenphasen und zumindest regional auch Wasserknappheit. Die Versorgung des Menschen mit Trinkwasser und mit Wasser für die persönliche Hygiene ist zu jeder Zeit sicherzustellen. Zwischen allen weiteren Nutzungsinteressen von Gewerbe, Industrie, Landwirtschaft und der Sicherstellung ökologisch intakter Gewässer muss ein Interessensausgleich herbeigeführt werden. Zur Vermeidung von verschärften Nutzungskonflikten kann hierbei eine sachgerechte (Ab-)Wasserwiederverwendung, die den hygienischen Belangen Rechnung trägt, einen wichtigen Beitrag leisten. Daher muss es zu einem Paradigmenwechsel kommen, der Klarwasser (gereinigtes Abwasser) als wertvolle Ressource anerkennt. Die Wasserwiederverwendung geht deutlich über den Bereich einer Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen hinaus und kann neben der Pflege von Stadtgrün auch Konzepte zur Energiegewinnung aus Abwasser integrieren
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