Vor kurzem präsentierte der Global Nature Fund (GNF) gemeinsam mit Vertreter*innen des Netzwerks Lebendige Seen Deutschland und des Forums Umwelt und Entwicklung (FUE) im Rahmen eines kostenfreien Onlineseminars Fakten und Hintergründe zur Lage an deutschen Seen, Gewässern und Feuchtgebieten. Die Zahl der Teilnehmenden übertraf dabei die Erwartungen der Veranstalter*innen deutlich.
“Wir sind wirklich froh, dass wir mit unseren teils doch recht speziellen Themen und Fragestellungen so viele Menschen erreichen konnten – denn letztlich betrifft der Zustand der Gewässer im Land uns alle.“ So resümiert Udo Gattenlöhner, Geschäftsführer des Global Nature Fund (GNF), einen gelungenen Konferenztag.
Anlässlich des international beachteten Weltwassertags am 22. März hatten der GNF und Mitglieder des Netzwerks Lebendige Seen Deutschland zu einem Onlineseminar geladen. Unter dem Titel „Gewässer, Seen und Feuchtgebiete im Klimastress – Forschung und Fallstudien“ teilten und diskutierten Expert*innen zweieinhalb Stunden lang ebenso interessante wie bedenkliche Einblicke in den Zustand von Wasser-Ökosystemen in Deutschland mit den fast 150 Teilnehmenden.
“Es ist schön, dass sich nicht nur Mitglieder anderer Umweltverbände zugeschaltet hatten, sondern dass auch eine beträchtliche Zahl an Studierenden teilnahm. Das gibt Hoffnung für die Zukunft. Solche Veranstaltung schaffen einen echten Mehrwert für unser gemeinsames Streben nach gesunden Gewässern. Wir freuen uns, dass wir durch die Förderung der Wilo-Foundation und des Bundesumweltministeriums die Möglichkeit haben, solche wichtigen Themen anzugehen. Das Seminar war der Auftakt einer ganzen Veranstaltungsreihe, bei der auch das Team vom Deutschland-Achter mit an Bord ist, unsere Botschafter für das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland. Wir werden in den kommenden Monaten die Auswirkungen des Klimawandels in einer vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Studie weiter vertiefen.“
- Udo Gattenlöhner
Im Rahmen der Veranstaltung zum Weltwassertag sprach u.a. Bernd Neukirchen vom Bundesamt für Naturschutz über eine generelle Verschiebung von Temperaturzonen gen Norden. Eine Zukunft, in der wir in Norddeutschland Wein anbauen könnten, klingt zwar auf den ersten Blick vielversprechend, ist aber tatsächlich problematisch – denn die negativen Folgen für Flüsse und Auen in Deutschland sind gravierend. An vielen Wasserläufen im Land kommt es zu einem vermehrten Fisch- und Muschelsterben; invasive Arten breiten sich dagegen aus. Bis 2009 waren bereits zwei Drittel unserer ehemaligen Flussauen verloren gegangen. Wie schützenswert diese kostbaren Ökosysteme sind, zeigt sich nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Perspektive, wenn man das sogenannte Naturkapital betrachtet: Flüsse erbringen eine Reinigungsleistung im Wert von 500 Millionen Euro jährlich.
Silke Oldorff vom NABU-Bundesfachausschuss Lebendige Seen berichtete über den Großen Stechlinsee in Brandenburg, der dramatisch an Wasserpflanzen verloren habe. Nur noch 20 Prozent der ursprünglichen Vegetation seien dort vorhanden. Ein ökologisches Problem, das mit dem Klimawandel, aber auch mit menschlichem Freizeitverhalten zu tun hat: Drei Millionen Angler verwenden am Großen Stechlinsee 24.000 t Futtermittel im Jahr – mit drastischen Folgen für den Bewuchs am Seegrund. Am Bodensee als „Heimatsee“ des Global Nature Fund spielt dieses Problem keine derartige Rolle. Dafür verkürzt sich hier infolge steigender Temperaturen das Zeitfenster, in dem bestimmte Vögel in den Schilfgebieten am See brüten können. Dr. Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie Radolfzell thematisierte außerdem die sinkende Zahl der Vögel, die den Bodensee als Winterquartier nutzen: Offenbar ist es mittlerweile in ihren Brutgebieten im Norden so warm, dass sie keinen Anlass mehr für die Reise an den Bodensee haben.