Osnabrück. In den letzten Wochen hat es viel geregnet, und so manche Talsperre ist wieder voll. Doch gilt das auch für die Grundwasserspeicher? Das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung meldet aktuell vor allem für Ostdeutschland immer noch moderate bis extreme Dürre für Bodenschichten mit mehr als 1,80 Metern Tiefe. „Ökosysteme, Trinkwasserversorgung sowie Land- und Forstwirtschaft haben unterschiedliche Ansprüche an das im ländlichen Raum verfügbare Wasser, die in Einklang gebracht werden müssen“, sagt Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zum Weltwassertag, der am 22. März war. Gleichzeitig müsse auch der Hochwasserschutz berücksichtigt werden. Die DBU fördere mehrere regionale Projekte in Deutschland, die sich um diese Konfliktfelder drehen und Land- und Wasserwirtschaft, Naturschutz, Behörden und in Teilen auch Bergbau an einen Tisch bringen sollen – auch wenn das im Moment wegen der Corona-Krise nur sinnbildlich gemeint ist.
Dürre und Starkregen sind Auswirkungen des Klimawandels
Der Weltwassertag wurde von den Vereinten Nationen ausgerufen und findet seit 1993 unter einem jährlich wechselnden Motto statt, das dieses Jahr „Wasser und Klimaschutz“ lautet. „Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ressource Wasser machen sich für die Bevölkerung natürlich vor allem dann bemerkbar, wenn sie sozusagen vor der eigenen Haustür passieren“, so Bonde. Die Klimaforschung sei bereits so weit, dass untersucht werden könne, ob beispielsweise eine regionale Trockenperiode oder ein lokaler Starkregen durch den Klimawandel wahrscheinlicher wurde oder nicht. Ist zum Beispiel davon auszugehen, dass zunehmend mit Hochwasser zu rechnen ist, würden sich daraus konkrete Anpassungsstrategien wie der Bau von Deichen ableiten lassen.
Fläche nur begrenzt verfügbar – Nutzungskonflikte
„Fläche ist aber nur begrenzt verfügbar. Insofern müssen die häufig sehr unterschiedlichen Interessen abgewogen werden. Es muss mit den jeweiligen Akteuren vereinbart werden, wie die Fläche im ländlichen Raum genutzt wird – für sauberes Trinkwasser, geschützte Lebensräume wie Moore, land- und forstwirtschaftliche Zwecke oder beispielsweise auch als Überschwemmungsgebiet“, so Bonde. Verschiedene Förderprojekte laufen dazu derzeit mit fachlicher und finanzieller Unterstützung durch die DBU. „Mit Fachdialogen wollen wir den Austausch der Projektträger unterstützen. Auch wenn wir aufgrund der Corona-Krise noch nicht beginnen konnten, planen wir weiterhin bis 2022 pro Jahr zwei mehrtägige Veranstaltungen, um dieses bundesweite Netzwerk aufzubauen“, erklärt Dr. Volker Wachendörfer, DBU-Fachreferent Naturschutz.
Einzugsgebiet Hammbach in Nordrhein-Westfalen
So ist das Einzugsgebiet des Hammbachs im Raum Dorsten-Haltern beispielsweise mit einem der größten Grundwasservorkommen Nordrhein-Westfalens verbunden. Bei Trockenheit werde der hohe Bedarf für Trinkwasserversorgung, Landwirtschaft und Feuchtlebensräume zu einer Herausforderung. In einem Projekt des Unternehmens Lippe Wassertechnik (Essen) hätten sich alle Akteure aus Land- und Wasserwirtschaft sowie Naturschutz auf ein maßgeschneidertes Konzept geeinigt. Darin sei festgelegt worden, wie Wasserkontingente zukünftig optimal verteilt, Feuchtgebiete zum Beispiel durch das Aufstauen von Regenwasser stabilisiert sowie die landwirtschaftliche Bewässerung an trockenere Perioden angepasst werden könne.
Einzugsgebiet Weschnitz in Südhessen
An der im Odenwald entspringenden und bei Biblis in den Rhein mündenden Weschnitz in Südhessen unterstütze die DBU ein Projekt des Gewässerverbandes Bergstraße. Hier gehe es um Bürgerbeteiligung und um gemeinsam mit allen Akteuren zu entwickelnde Lösungen zum Hochwasser- und Gewässerschutz. Mit dem Vorhaben sollen die Maßnahmenplanung und ‑umsetzung für die Öffentlichkeit verständlicher vermittelt und eine höhere Akzeptanz für europarechtliche Bestimmungen in der Bevölkerung erreicht werden. Ziel ist es, möglichen Konflikten frühzeitig durch geeignete Informations‑, Dialog- und Beteiligungsmaßnahmen entgegenzuwirken.
Grundwassergebiet „Hunte Lockergestein links“ in Niedersachsen
In Niedersachsen werde ein Projekt der Universität Osnabrück durchgeführt, für das als Modellregion das Grundwassergebiet „Hunte Lockergestein links“ gewählt wurde. Mit einer Gesamtfläche von rund 1.250 Quadratkilometern durchziehe es die Kreise Cloppenburg, Vechta und Osnabrück. Um für ein nachhaltiges Wassermanagement regional alle Nutzergruppen zu berücksichtigen, habe man starke Kooperationspartner mit ins Boot geholt: den Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (Brake), die Niedersächsischen Landesforsten (Ganderkesee) sowie die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Oldenburg).