Verschmutzungen durch Nitrat, Arzneimittelrückstände, Pflanzenschutzmittel, Mikroplastik, eine schrumpfende Bevölkerung und fortschreitende Klimaerwärmung: Die Herausforderungen, denen sich die Wasserversorgung in Deutschland stellen muss, sind vielfältig und gleichzeitig elementar. „Ihnen ist nur durch einen wirksamen Trinkwasserschutz zu begegnen. Klare politische Weichenstellungen sind das Gebot der Stunde“, sagt Jörg Höhler, Vizepräsident des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), anlässlich des Weltwassertages 2019.
So gibt es beispielsweise zur Eindämmung der Nitratverschmutzung seit Jahren keine wirksamen Gesetze. Die Düngeverordnung wird nun zwar nachgebessert, um die Maßnahmen der EU-Nitratrichtlinie umzusetzen. „Noch ist es allerdings nicht gelungen, die wirtschaftlichen Interessen der Bauern mit der überragenden Bedeutung von Trinkwasser für den Gesundheitsschutz und die Lebensqualität in Einklang zu bringen”, kritisiert Höhler die halbherzigen Vorschriften. Der DVGW setzt sich dafür ein, dass im Sinne des Gewässerschutzes Schlupflöcher gestopft werden und die Missachtung der Nitratobergrenzen spürbare Konsequenzen hat.
Ambitionierte Maßnahmen sind auch angesichts sich häufender Extremwetterereignisse, wie beispielsweise längere Dürreperioden, notwendig. Versorgungsunternehmen sind in diesen Situationen darauf angewiesen, Wasservorkommen flexibel zu nutzen. Dafür muss sichergestellt sein, dass die öffentliche Wasserversorgung Vorrang zur Nutzung der Ressourcen gegenüber anderen Nutzern, zum Beispiel Landwirtschaft oder Industrie, erhält. Die konkurrierenden Nutzungsansprüche machen den Versorgern jedoch zunehmend zu schaffen. „Mit Blick auf die Bedeutung von Trinkwasser als Lebensmittel Nr. 1 und als Grundlage von Wirtschaft und Gesellschaft müssen Kommunen den Belangen der öffentlichen Trinkwasserversorgung zwingend eine höhere Priorität beimessen“, fordert Jörg Höhler.