Mit einem neuen Flusswasserwerk soll in Dresden die Industriewasserversorgung von der Trinkwasserversorgung entkoppelt und die wertvolle Ressource Wasser geschont werden. Gleichzeitig wird der Wirtschaftsstandort gestärkt und die Stadt fit gemacht für Herausforderungen durch Energiewende und Klimawandel. Freistaat, Landeshauptstadt und SachsenEnergie planen gemeinsam die Basis für eine nachhaltige und zukunftssichere Wasserversorgung und damit eine Entwicklungsperspektive für die stark wachsende Chip-Industrie bei Erhalt der hohen Versorgungssicherheit für die Bevölkerung Dresdens.
Dirk Hilbert, Oberbürgermeister der Stadt Dresden: „Der aktuelle Wirtschaftsboom im Dresdner Norden wird unsere Stadt über das laufende Jahrzehnt hinaus positiv beeinflussen: Attraktive Arbeitsplätze und Aufträge, Wohlstand, Kaufkraft und natürlich steigende Gewerbesteuern, die allen zu Gute kommen. Eine leistungs- und widerstandsfähige Infrastruktur ist eine notwendige Vorleistung, mit der wir als Kommune einen Unterschied im weltweiten Standortwettbewerb machen. Das Flusswasserwerk bedeutet Zukunftsfähigkeit, Versorgungssicherheit und Preisstabilität für die gesamte Stadtgesellschaft und schont überdies das Grundwasser nachhaltig als wertvolle Trinkwasserressource.“
Dr. Frank Brinkmann, Vorstandsvorsitzender der SachsenEnergie: „Wir müssen heute die Zukunft gestalten, um der wachsenden High-Tech-Industrie und den Dresdnerinnen und Dresdnern eine Perspektive und Sicherheit für morgen zu geben. Mit unserem Flusswasserwerk für die Industrie wollen wir Industriewachstum und Ansiedlungen ermöglichen, ohne dass die Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung beeinträchtigt wird. Das Industriewassersystem mit Flusswasserwerk hat eine Gesamtinvestition von über 320 Millionen Euro und ist für die Versorgung der wachsenden Chip-Industrie alternativlos.“
Mit der Inbetriebnahme von 15 Uferfiltrat-Brunnen an der Saloppe zur Belieferung von Unternehmen im Dresdner Norden hat die Industriewasserversorgung Anfang 2023 einen ersten wichtigen Schritt getan. Die Chip-Hersteller Infineon und Bosch haben sich schon jetzt darüberhinausgehende Mengen für die Zukunft gesichert.
Als Reaktion ertüchtigt SachsenEnergie mit einem hohen finanziellen Aufwand bis 2026 die bestehenden drei Wasserwerke Hosterwitz, Tolkewitz und Coschütz und nimmt das Reserve- Wasserwerk Albertstadt erneut in Betrieb.
Als langfristige Lösung beabsichtigt SachsenEnergie parallel bis 2030 ein Flusswasserwerk im Westen Dresdens zusammen mit einem eigenen, redundanten Verteilernetz zu errichten. Das Unternehmen reagiert mit diesem Schritt auch auf die angekündigte Neuansiedlung des taiwanesischen Chip-Herstellers TSMC. Um der Halbleiterindustrie konkurrenzfähige Wasserpreise anbieten zu können, entsteht angesichts hoher Investitionen eine Wirtschaftlichkeitslücke. Der Freistaat Sachsen und die Landeshauptstadt Dresden streben an, die Maßnahme mit Fördermitteln zu unterstützen.
Oliver Schenk, Chef der Sächsischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien: „Es ist wichtig und richtig, dass SachsenEnergie und die Landeshauptstadt Dresden die Sicherstellung der Wasserversorgung sowohl für die Bevölkerung als auch für die Industrie in der Stadt Dresden mit großer Energie voranbringen. Denn wir sehen bei anderen industriellen Großprojekten, nicht nur in Deutschland, wie essentiell die Frage der Wasserversorgung mittlerweile geworden ist. Das geplante Betriebswasserversorgungskonzept, das unter anderem die Errichtung eines Flusswasserwerkes vorsieht, ist notwendig und erfordert gemeinsames Handeln. Wir wollen den Standort Dresden Nord für die Halbleiterindustrie weiter entwickeln und die Chancen der digitalen und grünen Transformation für wirtschaftliches Wachstum in allen Teilen unseres Landes nutzen. Die Entscheidung von TSMC, am Standort Dresden zu investieren, aber auch die auf weiteres Wachstum gerichteten strategischen Investitionen der bereits ansässigen Unternehmen wie Infineon oder Globalfoundries sind Ergebnis langjähriger erfolgreicher Ansiedlungspolitik und vertrauensvoller Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und öffentlicher Hand. Sie sind auch ein Glücksfall für den größten europäischen Halbleiter-Cluster, denn sie geben ganz entscheidende Impulse für eine künftige positive wirtschaftliche Entwicklung. Auf der anderen Seite sind wir der Daseinsvorsorge für die Bevölkerung mit ausreichend Trinkwasser verpflichtet. Daher werden der Freistaat Sachsen und seine dafür zuständigen Genehmigungsbehörden die geplante Investition von SachsenEnergie nach Kräften unterstützen. Damit das Projekt erfolgreich umgesetzt werden kann, setze ich auf eine enge Abstimmung zwischen allen Beteiligten und die konstruktive und zielorientierte Durchführung der notwendigen Genehmigungsverfahren.“
Das Land hat in seinem aktuellen Haushalt substantiell Vorsorge für eine finanzielle Unterstützung entsprechender Maßnahmen zur Stärkung der Infrastruktur getroffen. Eine Zuwendung kann bei Vorliegen der Fördervoraussetzungen erteilt werden. Erforderlich ist hierfür noch ein Beschluss des Kabinetts, der im November geplant ist. Der Stadtrat der Landeshauptstadt wird über die Unterstützung voraussichtlich im November entscheiden. Insgesamt summieren sich die Investitionen für das Industriewassersystem nach bisherigen Berechnungen je nach Ausbaustufe auf bis zu mehr als 300 Millionen Euro.
Einen entscheidenden Auslöser für den weiteren Ausbau Dresdens bildet das EU-Chip-Gesetz. Dieses sieht eine Verdopplung der europäischen Produktionskapazitäten vor. In den nächsten zehn bis 20 Jahren rechnet SachsenEnergie aufgrund der Ausbaupläne mit einer Verdopplung bis Verdreifachung der Nachfrage an Industriewasser durch die Halbleiterproduzenten zu rechnen. Ihr Anteil am Gesamt-Wasserbedarf Dresdens wird nach diesen Prognosen bis zum Jahr 2030 von derzeit 30 Prozent voraussichtlich auf circa 50 Prozent steigen.
Nach Auswertung von Studien und unter Abwägung von Risiken, Kosten und Umsetzbarkeit sieht die SachsenEnergie nach Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde die zukunftssichere Versorgung der Industriekunden mit aufbereitetem Flusswasser aus der Elbe als einzige verantwortbare und damit alternativlose Variante. Nach Prüfung von SachsenEnergie beeinflusst das Flusswasserwerk nur höchst minimal die Wasserbilanz der Elbe. Die entnommene Menge liegt selbst in Zeiten von Niedrigwasser wegen der hohen Recycling-Quote bei lediglich 0,21 Prozent der Durchflussmenge und wird nach Nutzung zu 80 bis 90 Prozent über die Stadtentwässerung Dresden zurück in die Elbe geleitet.
Frank Bösenberg, Geschäftsführer des sächsischen Branchenverbandes Silicon Saxony, begrüßt diesen Schritt: „Das neue Wasserwerk der SachsenEnergie stärkt Dresden als Industriestandort. Davon profitiert auch die Halbleiterindustrie. Der nachhaltige Umgang mit Wasser hat oberste Priorität. Deshalb setzt die Industrie seit Jahren Verfahren ein, um Wasser einzusparen oder beispielsweise durch Umkehrosmose zurückzugewinnen. Der größte Teil des industriellen Abwassers wird so aufbereitet, dass es wiederverwendet werden kann. Eine umweltfreundliche Kreislaufwirtschaft ist für die Halbleiterindustrie gelebte Realität.“
Raik Brettschneider, Geschäftsführer bei Infineon Technologies Dresden: „Wir arbeiten seit vielen Jahren sehr gut mit den Behörden und Versorgungsunternehmen in Dresden zusammen. Das war eine wichtige Grundlage für die Entscheidung unseres Konzerns, die Fertigungskapazitäten am Standort Dresden auszubauen. Die Versorgung mit Uferfiltrat aus der Elbe sichert bereits heute den Wasserbedarf unserer Fabrik. Die Mikroelektronikindustrie in Dresden ist der wichtigste Wirtschaftszweig im Freistaat Sachsen und wird in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Wir begrüßen daher ausdrücklich die Pläne für ein neues Flusswasserwerk.”