Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) hat den Entwurf des Merkblatts DWA‑M 114 „Abwasserwärmenutzung“ vorgelegt, der hiermit zur öffentlichen Diskussion gestellt wird.
Im Abwasser steckt eine große Wärmemenge, die mittels moderner Wärmepumpentechnologie insbesondere zur Beheizung von Gebäuden verwendet werden kann. Aufgrund steigender Energiepreise einerseits und dem technologischen Fortschritt im Bereich der Wärmepumpen und Wärmetauscher andererseits, wird die Abwasserwärmenutzung zunehmend wirtschaftlich interessanter.
Die Abwasserwärmenutzung wird für die Heizung von Gebäuden und die Wassererwärmung eingesetzt. Dafür eignen sich vor allem größere Einzelgebäude oder ein Nahwärmeverbund mit mehreren Gebäuden. Die Abwasserwärmenutzung eignet sich aber auch für die Schwimmbadheizung, für die Trocknung von Klärschlamm und — bei geeigneten Temperaturverhältnissen — für gewerbliche Nutzungen. Je tiefer das Temperaturniveau der Wärmebezieher liegt, desto effizienter können die Wärmepumpen arbeiten.
In allen Fällen ist in der örtlichen Nähe eine ausreichend verfügbare Wärmemenge aus dem Abwasser notwendig. Die Wärme kann dem Abwasser im Gebäude selbst, dem Kanal oder der Kläranlage entnommen werden. Die erste Variante wird hier nicht weiter untersucht, da es sich um eine gebäudeinterne Wärmerückgewinnung handelt. Die Nutzung aus dem Kanal oder der Kläranlage betrifft hingegen die Abwasserentsorgung und fällt in den Anwendungsbereich dieses Merkblatts.
Im Merkblatt DWA‑M 114 „Abwasserwärmenutzung” sind die Aspekte der Energiegewinnung in Form von Wärme aus Abwasseranlagen hinsichtlich Planung, Bau und Unterhalt beschrieben. Der Schwerpunkt wird auf die technischen Aspekte der Wärmegewinnung aus Abwasserleitungen und ‑kanälen gelegt. Auch die Wirtschaftlichkeit wird in einem Abschnitt betrachtet und Auswirkungen der Abwasserwärmenutzung auf die nachgeschaltete Kläranlage werden behandelt.
Änderungen
Gegenüber der im Juni 2009 erschienenen ersten Auflage des Merkblatts DWA‑M 114 „Energie aus Abwasser – Wärme- und Lageenergie“ wurden im Zuge der aktuellen Überarbeitung unter anderem folgende Änderungen und Ergänzungen vorgenommen:
- Aufnahme neuer Grundlagen zur Berechnung der freien Wärmekapazitäten von Kläranlagen in Form eines Kontingents, welches auf der Basis der Ammoniumelimination als temperaturabhängiger Reinigungswert errechnet wird
- Die Bagatellgrenzen für die Entnahme von Wärme aus Abwasser werden präzisiert
- Integration der Abwasserenergienutzung zur Wärmesenkung
- Darlegung der rechtlichen Schnittstellen im Bereich der Liegenschaftsentwässerung bzw. zwischen der Grundstückentwässerung und der öffentlichen Kanalisation
- Integration des Themas Leistungsmessung und Garantieüberwachung
- Streichung des Abschnitts „Lageenergie“ (Stromgewinnung durch Abwasserturbinierung), da diese Technik in Deutschland bisher kaum angewendet wird
Frist zur Stellungnahme: Das Merkblatt DWA‑M 114 „Abwasserwärmenutzung“ wird bis zum 30. November 2018 öffentlich zur Diskussion gestellt. Hinweise und Anregungen erbittet die DWA schriftlich, möglichst in digitaler Form, an Josefine Dahmen, dahmen@dwa.de.