In Stuttgart fand am 08.03.18 die „Impulstagung Abwasserwärmenutzung“ der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. statt. Vor rund 100 Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen, Kommunen, Stadtwerken und aus der Wissenschaft betonte Helmfried Meinel, Amtschef im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, dass Energiewende und Klimaschutz nur erfolgreich voran gebracht werden könnten, wenn der Wärmesektor noch stärker als bislang in den Blick genommen werde: „Wir müssen unsere Anstrengungen für mehr Energieeffizienz deutlich erhöhen und dabei besonders im Gebäudebereich aktiv werden.“
Nach wie vor wird etwa ein Drittel der Endenergie für Raumheizung und Warmwasserbereitung benötigt. „Hier gilt es anzusetzen – und es gibt auch bereits Lösungen,“ erläuterte Meinel. „Mit moderner Technologie kann die Wärme aus dem Abwasser von Haushalten und der Industrie effizient und umweltfreundlich zum Heizen größerer Gebäude oder Wohnsiedlungen genutzt werden.“ Das Potenzial dafür sei beträchtlich, so der Amtschef aus dem Umweltressort weiter: „Mit der aus Abwasser gewonnenen Wärme könnten zehn Prozent aller Gebäude im Land beheizt werden.“
Abwasserwärme leistet nicht nur als Wärmequelle wertvolle Dienste für die Umwelt. Das System ist auch darauf ausgerichtet, Gebäude zu kühlen. Dies wird vor dem Hintergrund klimabedingt steigender Temperaturen gerade in größeren Städten und Ballungszentren zunehmend interessant werden. Helmfried Meinel brachte es auf den Punkt: „Abwasser ist eine einheimische, sichere, langfristige und regenerative Energiequelle. Sie wird völlig zurecht als “Rohöl der Großstadt” bezeichnet.“
Europaweit größte Anlage zur Nutzung von Abwasserwärme entsteht in Stuttgart
Mit aktuell acht Anlagen, die bereits im Betrieb oder noch in der Planung sind, rangiert Baden-Württemberg deutschlandweit mit an der Spitze der innovativen Abwasserwärmenutzung. Die europaweit größte Anlage zur Nutzung von Abwasserwärme wird derzeit in Stuttgart gebaut: die rund 850 Wohnungen, Hotels sowie Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe im neu entstehenden Stadtquartier NeckarPark sollen künftig mit der Energie des städtischen Abwassers beheizt und gekühlt werden.
Amtschef im Umweltministerium Helmfried Meinel: „Zehn Prozent aller Gebäude im Land könnten mit Wärme aus Abwasser versorgt werden. Dieses Potenzial gilt es zu nutzen.“
Ergänzende Informationen
Die Landesregierung bezuschusst Konzeptionen von Kreisen, Städten und Gemeinden zur Wärmerückgewinnung aus Abwasser mit bis zu 50 Prozent der anfallenden Kosten. Zwischen 2009 und 2017 unterstützte das Land 41 Konzeptionen mit Fördermitteln in Höhe von insgesamt rund 220.000 Euro bei Gesamtkosten von etwa 440.000 Euro.