Zwischen Baie des Anges und Promenade des Anglais, am Ende der Start- und Landebahn des Flughafens Nizzas, befindet sich unauffällig eingegliedert eine der größten Kläranlagen Europas. Sie heißt HALIOTIS und verfügt sogar über einen Meeresblick. Diese Industrieanlage ist so gut konzipiert, dass sie von vorbeigehenden Touristen kaum wahrgenommen wird.
Die Abwasseranlage, die 1988 auf einem Gelände von 3,5 Hektar gebaut wurde, birgt zahlreiche Innovationen. Sie ist zuständig für das Abwasser der rund 500.000 Einwohner der Städte Nizza, Saint-Jean-Cap-Ferrat, Beaulieu und Villefranche-sur-Mer. Aufgrund ihrer geographischen Lage wurde sie als eine geschlossene mit nicht sichtbaren Klärbecken installiert.
Geschlossene Gebäude mit Unterdruck und kontrollierter Lüftung
Die erste Frage, die man sich bei Ankunft auf dem Gelände stellt, ist: Wo ist denn diese berühmte Kläranlage? Was man sieht, ist eine Aneinanderreihung von einfachen, geschlossenen Gebäuden. Aufgrund ihrer Nähe zu den Start- und Landebahnen des Flughafens von Nizza durfte ihre Höhe acht Meter nicht überschreiten. Die bepflanzten Dächer der Gebäude versperren kaum den wunderbaren Blick auf die Bucht. Bemerkenswert ist auch, dass man überhaupt nichts riecht. Jean Camilla , Leiter der Wartung bei Suez Services France, kennt sich hier seit 30 Jahren bestens aus. “Wegen der geringen Fläche des Geländes sind die Becken alle rechteckig und nicht rund wie in den meisten Anlagen”, erklärt er. “Wir haben hier 10 Absetzbecken mit einer Fläche von je 10 x 25 Metern für die Vorklärung sowie 12 Nachklärbecken mit je 12 x 60 Metern. Sie stehen alle in luftdichten Gebäuden und unterliegen ständig einem Unterdruck. Die verunreinigte Luft, die viele Schwefelbestandteile beinhaltet, wird angesaugt und behandelt. Die Desodorierung der Luft besteht aus nacheinander folgenden Reinigungsschritten in Türmen, gegen einen Wasserstrom mit starken Chemikalien. Durch diese einfache und zuverlässige Behandlungsmethode hat man sehr niedrige Restbestände an riechenden Substanzen, und damit auch keine Geruchsbelästigung. ”
Hohe Anforderungen an Umweltschutz und Hygiene
Insgesamt 45 Personen arbeiten auf dem Gelände, darunter 15 im achtstündigen Schichtbetrieb. Die Anlage wird ganzjährig betrieben. Fehler dürfen nicht passieren, da alle Strände der Umgebung den “Pavillon Bleu” besitzen, das Zeichen für die Zertifizierung von klarem Badegewässer. Das Wasser, das die Kläranlage verlässt, unterliegt daher sehr strengen Normen. Am Ende des Klärungszyklus führt ein Rohr mit einem Durchmesser von 1,6 Metern unter den Flughafen und leitet das gereinigte Wasser einen Kilometer weit ins Mittelmeer, bei einer Tiefe von 100 Metern. Das Wasser wird dann von den Hochseeströmungen verteilt. Drakonische Kontrollen werden täglich durch das Umweltlabor aber auch ohne Vorankündigung durch die “Wasserschutzpolizei” durchgeführt. Die Ergebnisse sprechen für sich: Mit 300 bis 400 Milligramm Schwebstoffe pro Liter Wasser am Eingang und lediglich 15 bis 20 Milligramm nach der Klärung. Das entspricht eine Reduzierung um 95%, während die europäischen Normen 35% für eine Einleitung ins Meer vorschreiben. Solche Ergebnisse könnten ohne eine hohe Zuverlässigkeit der gesamten Behandlungskette nicht gewährleistet werden.
Wartungsfreie Investition: Energieführungssysteme von igus
Für die elektrische Versorgung der 10 Brücken der 25 Meter langen Absetzbecken und der 12 Brücken der 60 Meter langen Nachklärbecken wurde zunächst ein klassisches Loop-System für die Energieführung eingesetzt, bei dem die flachen Kabel auf kugelgelagerten Schlitten befestigt wurden und auf einer festen Schiene hin- und herfuhren. Der erste Schlitten war mit der Brücke verbunden und das Ganze folgte den Bewegungen der Brücke. Wegen der schwierigen Umgebungsbedingungen und der ständigen Arbeit der Brücken musste Jean Camilla die Schlitten aller Becken monatlich warten. Diese an Zeit und Arbeitskraft kostspieligen Arbeiten führten auch zu einem aufwendigen Management der Ersatzteile sowie zu häufigen Unterbrechungen der Prozesse. Deshalb sprachen die technischen Argumente und die Vorteile der von igus vorgeschlagenen readychain-Lösungen Jean Camilla ganz besonders an. Bei der readychain handelt es sich um ein vorkonfektioniertes Energieführungssystem mit hochflexiblen chainflex Kabeln und Steckern. Die Energieketten von igus bestehen aus einem besonders leichten Hochleistungskunststoff, der selbstschmierend und damit wartungsfrei ist. Das erste readychain-System von igus wurde ein Jahr lang vor Ort im Betrieb getestet, bevor nach dem erfolgreichen Testlauf die Entscheidung getroffen wurde, alle Becken von HALIOTIS mit Energieführungssystemen von igus auszustatten. Jean Camilla sieht die readychain Energieführung als eine sinnvolle Investition: “Das igus-System ist zwar wesentlich teurer als unseren alten Loops, wird sich aber in weniger als drei Jahren gerechnet haben.” Das Komplettsystem wurde für eine lange Lebensdauer der Anlage konzipiert. Im Lastenheft hat igus eine Funktion des Systems für mindestens 10 Jahre ohne Wartungseingriffe vorgeschrieben.
Korrosionsfreie igus Lösung als sichere Energiezuführung in Kläranlagen
Die readychain-Lösung besteht aus einer Führungsrinne aus V4A-Stahl mit offenem Boden, um die Reinigung zu erleichtern, und aus Befestigungswinkeln ebenfalls aus V4A, deren Bauweise einen Ausgleich der Fluchtungsfehler der Bauinfrastruktur sowie eine schnelle Montage vor Ort erlaubt. Die Standard-Ketten der Familie E2 sind aus Kunststoff und daher unempfindlich gegen Korrosion. Sie besitzen eine lange Lebensdauer und sind wartungsfrei. Die Leitungen sind in der e‑kette gut geschützt, die Bewegungen sind flüssig und es konnte viel Platz gespart werden. Mit den hochflexiblen chainflex Leitungen, die speziell für den Einsatz in Energieketten ausgelegt sind, können Millionen von Arbeitszyklen ohne Wartung ausgeführt werden. Für die Kläranlage wurden Leitungen mit TPE-Außenmantel vorgesehen, diese eignen sich besonders für dynamische Anwendungen und sind öl- und schmutzbeständig. Für eine zuverlässige Arbeitsweise der Anlage wurde der schwimmende Mitnehmer auch aus korrosionsfreiem Stahl gefertigt . Dieses vom igus-Konstruktionsbüro speziell konzipierte Teil kompensiert die leichten Fluchtungsfehler der Schienen während der Bewegungen der Brücke. Das gesamte Projekt ist jetzt in seiner Endphase, die 10 Absetzbecken für die Vorklärung sind funktionsfähig und alle Becken werden vor Ende 2017 mit Engergieführungssystemen von igus ausgestattet sein.