Grundvoraussetzung für das Erreichen eines Zieles wie „Wasserwirtschaft 4.0“ ist, dass Daten digital existieren und erreichbar sind. Entscheidend für ihren Nutzen aber ist, dass sie passgenau für Ihren Arbeitsalltag selektiert und mit einem leistungsstarken Werkzeug verarbeitet werden können.
Der DWD veröffentlicht auf Basis des DWD-Gesetzes (Novellierung in 2017) und § 3 der GeoNutzV seit dem Sommer 2014 einen Großteil seines Datenbestandes an Stations- und Radarniederschlagsmessungen zur freien Benutzung auf seinem Portal ftp://ftp-cdc.dwd.de/pub/CDC. Die Nutzung dieser Daten stellt den Planer und Betreiber eines Entwässerungssystems allerdings zunächst vor ein Problem: „Wie ziehe ich die relevanten Messdaten für mein individuelles Bewirtschaftungsgebiet aus dem gesamtdeutschen DWD-Datenpool heraus?“
Ein spezifisches Leistungsmerkmal eines MDMS ist, den geografischen Bezug Ihres Bewirtschaftungsgebietes zu kennen (Bild 1) und hierfür alle relevanten Messdaten aus dem DWD-Portal herauszufiltern. Hierauf aufsetzend können automatisch alle Messdaten übernommen und dauerhaft aktualisiert werden.
Bedeutend ist dieser große Mehrwert für alle Planungen entwässerungstechnischer Anlagen und Sie erzielen einen erheblichen Erkenntnisgewinn bei der Betriebsbegleitung. Der Niederschlag und die Temperatur sind die ursächlich treibenden Kräfte in der Stadtentwässerung.
Deutlich zeigt sich im folgenden Beispiel (Bild 2) eine mittlere Zunahme der Lufttemperatur von 0,026 °C/Jahr, was in den letzten 80 Jahren einen Anstieg von 2 °C darstellt.
Für das Entlastungsverhalten von Regenbecken ist sowohl die Auswertung der Anzahl von Trockenwettertagen/Jahr relevant, als auch die Entwicklung der Niederschlagjahressummen. Im folgenden Bild 3 ist der signifikante Trend für beide Parameter deutlich zu erkennen.
In einem MDMS kann aber nicht nur die langjährige Entwicklung der meteorologischen Belastung eines Entwässerungssystems beurteilt, sondern auch das flächendifferenzierte Wettergeschehen abgebildet werden. Mit den Radarniederschlagsdaten des DWD lässt sich die regionale Belastung des Entwässerungssystems hervorragend nachvollziehen, sowohl in Niederschlagssummen (Bild 4), als auch in der statistischen Auswertung des Starkregenindexes (Bild 5) SRI7 nach Prof. Theo G. Schmitt. Die Ergebnisse werden auf Knopfdruck grafisch in der Fläche dargestellt und in Tabellen präsentiert.
Mit den 5‑Minutensummen des Radarniederschlags aus dem RADOLAN-RY-Produkt des DWD sind die Belastung des Entwässerungssystems und die statistischen SRI7-Starkregenindices noch wesentlich signifikanter darzustellen, aber leider ist dieses Produkt z.Zt. noch nicht kostenfrei verfügbar.
Die DWD-Daten helfen entscheidend bei der Beurteilung des Abflussverhaltens Ihres Entwässerungssystems. Einige klein- und großräumige Beispiele aus dem Sommer 2016 verdeutlichen die enorme Systembelastung. In den Bildern 6 bis 8 sind jeweils die Auswertungen nach Starkregenindex SRI7 dargestellt. Zu erkennen ist deutlich, dass etliche Radarpixel eine SRI7-Stufe „7“ ausweisen, also eine Jährlichkeit größer 100a.
Messdaten aus dem eigenen Bewirtschaftungsgebiet
Mit vergleichsweise geringem Aufwand können Sie ebenfalls die Messdaten Ihres Entwässerungssystems aus einem Prozessleitsystem und aus offline betriebenen Datensammlern an das MDMS anschließen und gewinnen damit ein leistungsstarkes Langzeit-Monitoring-System.
Mit dem MDMS „AquaZIS“ können Sie z.B. sehr einfach und exakt das tatsächliche Entlastungsverhalten Ihrer Regenbecken erfassen (Bild 9) und das Fremdwasseraufkommen diagnostizieren (Bild 10).
Berechnet werden u.a. auf Knopfdruck:
- TW-Tage
- Einstau- und Entlastungsereignisse in Anzahl, Tagen und Dauer
- Entlastungsvolumina
- Weiterleitungsvolumina
- Abflussspenden
- Mittlerer Trockenwettertagesgang
- Fremdwasserspenden, Fremdwasseranteil, Fremdwasserzuschlag und Fremdwasserfracht nach unterschiedlichen Berechnungsmethoden
- Gleitendes 21-Tage-Minimum
- Jahresschmutzwassermenge
- Nachtminima
- Niederschlagabflussanteile, abflussspenden und ‑abflussbeiwerte nach unterschiedlichen Methoden
Alle Auswertungen und Ergebnisse werden in interaktiven Grafiken präsentiert und in Tabellenform zusammengefasst. Mit den Grafiken können Sie die Plausibilität der Grunddaten und der Auswertungsergebnisse überprüfen. Ohne Grafiken würden diese Unsicherheiten der tabellarischen Ergebnisse in der Blackbox der Berechnungsmethoden verborgen bleiben.
Den praxisorientierten Mehrwert generiert das MDMS AquaZIS in der Betriebsbegleitung u.a. durch folgende Leistungsmerkmale:
- Nutzung der kostenfreien DWD-Daten für die Belastungsermittlung Ihres Entwässerungssystems
- regionale Differenzierung durch Auswertung der DWD-Radarniederschlagsdaten nach Ereignissumme und Jährlichkeit bzw. Starkregenindex (SRI)
- Bestimmung der lokalen Trockenwettertage
- Exakte Erstellung von Nachweisen für die Selbstüberwachungsverordnungen
- Gewinnung belastbarer Grundlagen für eine bedarfsgerechte Planung und Dimensionierung neuer und ggf. Sanierung bestehender Bauwerke
- Optimierung des Netzbetriebs
- Faktensammlung für die Bewilligung von Landeszuschüssen bei der Sanierung bestehender Systeme, z.B. beim Nachweis eines sehr hohen Fremdwasseranteils
- Vermeidung von Fehlinvestitionen, die sehr schnell die Million(en) € überschreiten können