Brems- und Reifenabrieb, kupferne Dachrinnen, Leitplanken aus Zink – sehr viele Schwermetalle finden im ganz normalen Alltag durch Abrieb ihren Weg ins Regenwasser. „Zu viele“, sagt Thorsten Schmitz vom Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt, „auch in Hinblick auf Fische und Wasserorganismen, die in unseren Gewässern leben.“ Deshalb hat die FH Münster in Kooperation mit Pecher Technik aus Erkrath einen speziellen Regenwasserfilter entwickelt, der die schädlichen Schwermetalle herausfiltern kann – selbst wenn diese im Wasser gelöst sind. Schmitz entwickelt dafür unterschiedliche Filtermaterialien weiter.
„Die Schadstoffe lagern sich an Partikeln an, die sich im Regenwasser befinden“, erklärt der Doktorand die Ausgangslage. „Große Partikel zu filtern ist einfach. Aber das Problem liegt bei den toxisch wirkenden Schadstoffen, die sich an die feineren Partikeln haften und die mit herkömmlichen Filtern oder Regenklärbecken nicht entfernt werden. Und das ist auch noch der verschmutztere Teil des Wassers.“ Abhilfe schafft der neu entwickelte Tiefenfilter: Wie eine Säule stapeln sich unterschiedlich dichte Schichten mit immer feiner werdenden Materialien in die Höhe. Das Regenwasser fließt unten ein und steigt an. Obenauf liegt eine Matte aus Nylongewebe, die verhindert, dass das Wasser das Filterbett anhebt. „Die Filtermaterialien sorgen mit chemisch-physikalischen Wirkprozessen dafür, dass die Partikel mit den daran haftenden Schadstoffen im Wasser reduziert werden“, erklärt Schmitz. Außerdem bleibt der Großteil der Partikel einfach in den Materialschichten haften, das gereinigte Regenwasser fließt oben aus der Säule heraus und weiter ins Gewässer.
„Wir wollen, dass der Filter auch wirklich von Unternehmen eingesetzt werden kann, deshalb galt es bei der Konzeption zusätzlich wirtschaftliche Faktoren zu berücksichtigen“, sagt Schmitz. „Neben dem Partikelrückhalt ist zum Beispiel auch wichtig, dass der Filter praktikabel für das Betriebspersonal zu reinigen und zu betreiben ist, dass er eine lange Standzeit hat und nicht viel Fläche verbraucht.“ Ein Prototyp ist der Regenwasserfilter schon längst nicht mehr: Wuppertal greift seit Mitte 2014 auf die Technologie zurück. In Wuppertal-Langerfeld steht ein knapp 23 Quadratmeter großer Filter, den er zusammen mit der Pecher Technik GmbH aus Erkrath umgesetzt hat. „Wir haben den Filter hier unterirdisch realisiert“, berichtet Schmitz von einem weiteren Konzeptionsvorteil.
Prof. Dr. Helmut Grüning, Experte für Wasserversorgung und Entwässerungstechnik an der FH Münster, leitet das Projekt. In seinem Labor für Hydraulik und Stadthydrologie geht es für das Forschungsteam noch weiter: Aktuell erarbeitet es, ob und wie Spurenstoffe aus dem Regenwasser herausgefiltert werden können. Zum Beispiel Pestizide oder Bau- und Zuschlagsstoffe. Diese haben nämlich auch maßgebliche Anteile im Regenwasser. Dafür gab es auch schon eine Projektzusage des Landes NRW. Hier kooperiert die FH Münster mit der Ruhr-Universität Bochum und der Dr. Pecher AG.