Die Kombination unterschiedlicher Technologien zur Luftförderung ermöglicht eine energetisch optimale Sauerstoffversorgung für die biologischen Abbauprozesse in Kläranlagen. Welche Einsparungen AERZEN in der Praxis bringt, zeigt der Besuch der Anlage Wallau.
Der eigenständige mittelhessische Abwasserverband Perfgebiet-Bad Laasphe hat seine Kläranlage 2016 mit Unterstützung der UD Umwelt-Dienste GmbH in Eigenregie modernisiert. „Hätten wir ausschreiben müssen, wäre wahrscheinlich die billigste, aber nicht die beste Lösung zum Einsatz gekommen“, meint Betriebsleiter Gernot Wege. Und weil sein Team vor Ort die Anlage am besten kennt,vor allem was den Sauerstoffbedarf in den Belebungsbecken betrifft, ist der Abwasserverband mit diesen Daten auf die Suche gegangen. Heute sorgt ein Gebläseverbund aus Aerzen Turbo und Delta Hybrid mit angeschlossenen Aerostrip-Streifenbelüftern von Aquaconsult in den Becken für den perfekten Sauerstoffeintrag. Angeschlossen an die Kläranlage sind rund 39.000 Einwohner rechts und links der Lahn. Die neuen modernen Streifenbelüfter ließen sich direkt flach auf dem Boden der Becken einbauen. So ging keine weitere Wasserhöhe durch Montage aufbauten verloren. Mit diesem Systemwechsel hatten die bis dato genutzten Oberflächenbelüfter ausgedient. Auch die beiden Betonbrücken oberhalb der Belebungsbecken, an denen die Rotoreinheiten montiert waren, werden nicht mehr benötigt. „Den gewonnen Platz konnten wir nutzen, um dort die neuen Gebläse zu platzieren“, erklärt Rüdiger Vrabac, Abteilungsleiter UD GmbH in Friedberg.
Freigewordenen Platz neu genutzt
Auf den beiden Brücken entstand je ein kleines Gebäude, das den Gebläseverbund vor Wind und Wetter schützt. Die Umhausung dient ferner als Schallschutz. Der dezentrale Aufbau direkt über den Belebungsbecken hat für Vrabac einen weiteren Vorteil: „Wir sparen nicht nur einen aufwändigen Neubau, sondern vor allem lange und teure Zuleitungen aus Edelstahl.“ Ausgelegt ist der Tandem-Betrieb in erster Linie auf die stark unterschiedlichen Lastbedarfe in den Sommer- und Wintermonaten. Für den höheren Luftbedarf während der warmen Monate nutzt der Abwasserverband das Turbogebläse von AERZEN als effizientes Grundlastgerät, der Delta Hybrid wird dann für Spitzenlasten zugeschaltet. Der Typ AT 100–0.6 S liefert dafür einen Volumenstrom bis 4.200 Kubikmeter pro Stunde. Im Winter wird als Grundlast auf Delta Hybrid umgeschaltet, weil deutlich weniger Sauerstoff in der Belebung erforderlich ist. Der maximale Volumenstrom liegt beim Typ D 36 S bei 2.150 Kubikmetern in der Stunde. Dieser gravierende Unterschied resultiert vor allem aus der besonderen Geologie, weil in das Kanalnetz vergleichsweise viel Grundwasser eingeleitet wird und das Schmutzwasser verdünnt. Ursache ist eine Schieferschicht, die den Regen schlecht versickern lässt. So ist es in Wallau gelungen, die zugesagten Energieeinsparungen von 15 Prozent deutlich zu übertreffen: 26 Prozent sind es allein mit dem neuen Verbundsystem geworden, bezogen auf den Strombedarf der kompletten Kläranlage. Da auf die Belebung etwa die Hälfte des Strombedarfs entfällt, bringt die Umrüstung bezogen auf diesen Bereich damit Einsparungen von über 50 Prozent.