Ramona Hinz und Dörthe Sievers haben für ihre Masterarbeit viel Zeit im Labor verbracht. Im Technikum für Stadthydrologie und Wasserversorgung haben sie auf dem Steinfurter Campus der FH Münster mobile Systeme zur dezentralen Trinkwasseraufbereitung untersucht und geprüft, wo und in welcher Situation sie am besten geeignet sind. Inzwischen sind sie wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der Hochschule und haben die Produkte unter realen Bedingungen angewandt: Von Anfang Februar bis Mitte März haben sie die Systeme in Uganda getestet, den Menschen vor Ort gezeigt, wie sie funktionieren und erklärt, welche gesundheitlichen Gefahren von verunreinigtem Wasser ausgehen können.
Hinz und Sievers haben einen Sandfilter, Keramikfilterkerzen, ein Pulver mit Flockungs- und Desinfektionsmittel, den tragbaren Wasserrucksack Paul – das steht für „Portable Aqua Unit for Livesaving“– und das Wasseraufbereitungssystem „What a Bird“ in Uganda getestet. „Doch am allerwichtigsten vor Ort ist ein anderes Produkt: Bildung“, weiß Sievers. Denn es sei eine Sache, den Menschen in Uganda die Systeme bereitzustellen, essenziell sei es jedoch, ihnen zu erklären, weshalb diese überhaupt nötig sind. „Wir haben Proben aus umliegenden Brunnen entnommen und im Wasser zum Beispiel E. coli-Bakterien gefunden. Es war wichtig, den Menschen die Gefahren klarzumachen, die von so etwas ausgehen“, so Hinz. Ein System desinfiziert das Wasser, andere filtern Partikel oder Bakterien heraus. Und wer versteht, warum dies sinnvoll ist, wertschätzt die Produkte mehr und ist motiviert, sie anzuwenden.
Die beiden Absolventinnen der Wasserwissenschaften – ein kooperativer Masterstudiengang von FH Münster und Westfälischer Wilhelms-Universität Münster – haben ihre Arbeit in der Region Gulu im Nordwesten des Landes durchgeführt. Dort haben sie in Schulen, einer Entbindungsstation, einer Medizinstation und in einem Coffee Shop Workshops zum Thema Trinkwasserhygiene durchgeführt. In diesen Einrichtungen arbeitet der Lichtstrahl Uganda e.V. aus Münster, der in der Region soziale und medizinische humanitäre Hilfe leistet. Der Kontakt zum Verein kam durch Dr. Hella Runge und Prof. Dr. Joachim Gardemann zustande, der bis vor kurzem an der FH Münster gelehrt hat, inzwischen aber im Ruhestand ist.
Bei ihrem Aufenthalt haben Hinz und Sievers darüber hinaus die lokalen Brunnen beprobt und festgestellt, dass manche bakterielle Kontaminationen aufweisen. „In Deutschland gibt es aus gutem Grund Schutzzonen für unser Grundwasser“, sind sich die beiden einig. „In den Dörfern errichten die Leute jedoch ihre Latrinen in der Nähe der Brunnen oder verbrennen ihren Plastikmüll. Besonders in der Regenzeit können so unter anderem bakterielle Verunreinigungen eingetragen werden“, erklärt Hinz. „Einer Bewohnerin ist auch aufgefallen, dass in ihrem Dorf während der Regenzeit viele Leute häufiger krank werden“, ergänzt Sievers. Die Korrelation zwischen verunreinigtem Wasser und Krankheiten zu vermitteln brauche mancherorts Fingerspitzengefühl. „Man möchte niemanden vor den Kopf stoßen.“
Hinz und Sievers haben ihre Arbeiten im Rahmen des von Prof. Dr. Helmut Grüning geleiteten Forschungsprojekts „TriWaSys“ – das steht für Trinkwasseraufbereitungssysteme – durchgeführt, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wird. Vier der sechs Wochen war zudem Thorsten Schmitz, wissenschaftlicher Mitarbeiter in Grünings Arbeitsgruppe Wasserversorgung und Entwässerungstechnik, vor Ort, um sie zu unterstützen. „Es war auf jeden Fall ein großer Unterschied, die Produkte unter realen Bedingungen mit dem Wasser zu testen, das im Dorf zum Waschen und Kochen verwendet und zum Teil auch getrunken wird“, sagt Hinz. Die beiden sind sich sicher: Nicht nur fachlich, sondern auch für sie persönlich hat sich die Reise gelohnt.
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